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BA-Kunstforum: Eröffnung mit Zukunftssorgen

15.10.2009 | 18:27 | ALMUTH SPIEGLER (Die Presse)

Mit alten und jungen Meistern aus der Sammlung der UniCredit eröffnet das BA-Kunstforum nach der Renovierung. Die Zukunft aber bleibt ungewiss.

Spekulativere Geister hätten die Ausstellung wohl „Von Goya bis Warhol“ genannt – immerhin befinden sich darin ein Blumen-Druck Warhols und Goyas ungeschöntes Porträt einer Marquesa. Aber von spekulativ will der italienische Bankenkonzern UniCredit zurzeit wohl weniger wissen, BA-Kunstforum-Chefin Ingried Brugger betonte noch dazu ihre Abneigung gegen „die 15.Picasso-Ausstellung“, die zugunsten des neuen Unbekannten bald schon sowieso niemand mehr interessieren werde – und so nannte man die erste große Präsentation der länderübergreifenden UniCredit-Kollektion etwas sperrig „Past Present Future“.

Was wie eine Werbung für private Vorsorge klingt, entpuppt sich inhaltlich als weit kulinarischer: Alte und junge Meister aus vorwiegend drei Bankensammlungen (Bank Austria, Hypo Vereinsbank München, UniCredit Italien) werden hier thematisch reizvoll miteinander vernetzt. Besonders gelungen ist der Raum des „Sublimen und Pittoresken“, der Landschaften, wo ein Frühlingsgarten des französischen Freilichtmalers Charles-François Daubigny von 1862 neben einem ähnlichen Motiv von Gerhard Richter, 120 Jahre später geschaffen, zu hängen kommt. Beide Ölgemälde wirken sentimental und poetisch, aber aus völlig anderen Beweggründen heraus.

 

Psyche, Amor und Valie Export

Ähnlich spannungsreich wirkt die unorthodoxe Kombination von Dosso Dossis aufreizend enthüllter „Psyche“ von 1525 mit Valie Exports Selbstporträt mit tätowiertem Strumpfband, einer Ikone der feministischen Kunst der 70er-Jahre. Daneben jongliert ein Gaukler von Antonio Donghi seit 1936 keck einen Zylinder auf der phallischen Zigarre – Thema des Raums: „Body Talk“.

So geht es locker weiter quer durch die Kunstgeschichte, ein wenig seicht, aber durchaus unterhaltsam und überraschend, man kennt vor allem die jüngeren italienischen Künstler nicht – Luca Pancrazzi etwa mit seinen in hohe Sockel eingeschnittenen Mikrolandschaften aus Elektroabfall.

Soviel zu „Past“ und „Present“ – wie aber sieht die „Future“ dieses eingeführten Ausstellungsortes in der Bankenkrise aus? Das Programm ist zwar bereits bis 2012 geplant: Im Februar beginnt die verschobene lukullische Stillleben-Ausstellung „Augenschmaus“, im Herbst kommt Frida Kahlo, gefolgt von Birgit Jürgenssen, dem russischen Meeresmaler Aiwasowski und Pierre Bonnard. Womit wir schon im Herbst 2012 wären. Doch das Haus auf der Freyung steht zum Verkauf. Man könnte trotzdem als Mieter den Standort halten, meint Brugger. Sie sei guter Hoffnung, möchte sich erst einmal nicht um die Mumok-Nachfolge bewerben, sondern ihr Haus durch diese Krise führen. „Aber es schadet nie, sich um das Kunstforum zu sorgen“, betont sie. Etwas vage Schützenhilfe bekam sie beim Pressegespräch am Donnerstag von UniCredit-Vorstandsmitglied Antonella Massari: „Wichtiger als für UniCredit ist das Kunstforum für Wien.“ Was schleunigst den Wiener Kulturstadtrat auf den Plan rufen sollte, zumindest.


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