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Bayreuther Festspiele: "Parsifal"-Premiere nicht gefährdet

Schlingensief krank gemeldet, Proben laufen ohne ihn

Bayreuth (APA) - Die Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele sehen die für 25. Juli geplante Premiere der Oper "Parsifal" trotz eines Streits mit Regisseur Christoph Schlingensief nicht gefährdet.

Es habe über die Neuinszenierung, mit der die Festspiele eröffnet werden sollen, zwar Meinungsverschiedenheiten mit Festspielchef Wolfgang Wagner gegeben. Dies dürfe man aber "nicht zu hoch hängen", sagte Festspielsprecher Peter Emmerich am Samstag der dpa.

Schlingensief habe sich krank gemeldet. Die Proben liefen jedoch ohne ihn weiter. Man erwarte in wenigen Tagen die Rückkehr des Regisseurs nach Bayreuth, sagte Emmerich. Die Zeit dränge.

Da Schlingensief jedoch in den vergangenen drei Wochen intensiv geprobt habe, könne man nun einige Tage auch ohne ihn überbrücken. Aus Festspielkreisen hatte es geheißen, Schlingensief werde Bayreuth noch vor der Premiere verlassen, wenn es nicht zu einer Einigung komme.

Emmerich bestätigte, dass in den Streit auch Anwälte eingeschaltet worden seien. "Wenn Künstler sich auseinander setzen, ist es manchmal gut, den sachlichen Rat eines juristischen Beistands einzuholen", sagte er ohne nähere Angaben.

Die provokative Auseinandersetzung gehöre zur Arbeitsweise von Schlingensief. Dies sei auch für die anderen beteiligten Künstler eine spannende Angelegenheit. "Die Festspiele sind in der Lage, Diskussionen zu führen und auszuhalten."

Schlingensief war erst im vergangenen Jahr von Wolfgang Wagner für den "Parsifal" geholt worden, nachdem die Zusammenarbeit mit dem ursprünglich verpflichteten Regisseur Martin Kusej wegen unterschiedlicher Vorstellungen gescheitert war.

Im Vorfeld der Festspiele hatte der 43 Jahre alte Schlingensief, der seit Jahren an Frank Castorfs Volksbühne in Berlin arbeitet, betont, dass er keine "platte Provokation" am Grünen Hügel beabsichtige. Er strebe beim "Parsifal" keine Revolution der Wagner-Interpretation an.

Erst Anfang Juni hatte der dänische Filmregisseur Lars von Trier den Inszenierungsauftrag für den neuen "Ring des Nibelungen" 2006 in Bayreuth zurückgegeben. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.
2004-07-03 13:39:31