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Hauptausgabe vom 30.06.2003 - Seite 006
ERÖFFNUNG: Beim Kohlebrecher in Kohlgrube

Wie frei ist die Kunst?

Wörter wie "Kohlebrecher" oder "Industriedenkmal" alleine besagen wenig. Am besten, Sie machen sich selbst in Kohlgrube bei Wolfsegg ein Bild: ein Betonkoloss mitten im Wald, der die düsteren Arbeitswelten dieser Region anschaulich macht, wie sie Thomas Bernhard zu Beginn der 60er in Frost oder Das Kalkwerk beschrieben hat. Seltsam nur, warum rund um eine menschenunwürdige Arbeit stets Mythen von Heldentum und Kameradschaft gedeihen.

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Eine famose Licht/Ton-Installation des Wiener Künstlers Hons ließ am Freitag beim Eröffnungsfest des Festivals der Regionen den Koloss wie ein faszinierendes, böses Tier pulsieren. Nach der Schließung des Industriestandorts 1967 wurde nach einer "österreichischen" Lösung gesucht. Eine Sprengung sollte die Erinnerung auslöschen, aber der Koloss hielt der Detonation stand.

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"Die Kunst der Feindschaft" heißt das Motto dieses 6. Festivals. Diese Kunst bekam gleich bei der Eröffnung LH Josef Pühringer zu spüren. Die VolxTheaterKarawane begleitete Pühringers Rede mit Hupen, Sprechchören und Gesängen ("Pühringer, wir lieben dich!"). Als sich dann auch noch vier Sänger der Projektgruppe Androsch-Dörner-Saftic scheppernd ins Publikum mengten, wurden einige Sicherheitsbeamte (Cobra?) nervös und unterbanden die Intervention "Hymnos".

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Zur Eröffnung sind mehr als 2000 Gäste gekommen. Höhepunkt des Abends war das großartige Konzert von Attwenger. Merke: Spannt eine Band das Publikum nicht auf die Folter wie kleine Kinder zu Weihnachten, sondern "entledigt" sich gleich zu Beginn ihres aktuellen Hits ("kaklakariada"), ist in der Regel Party angesagt.

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Weitere Projekte wie "Wider dem Bart!" (Seite 22) starteten am Freitag ihre OÖ.-Tour. Die OÖN berichten täglich. (pic)


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