Museum auf Abruf: "Bilder von Wienern" bis zum 13. Oktober
Originale im Fotodokument
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
"Bilder von Wienern. Eine fotografische Hommage zum
Nestroy-Jahr" soll eine humorvoll bis boshafte Note der
Dokumentarfotografie beleuchten, die mit den Namen Andreas Baumann, Heinz
Cibulka, Sepp Dreisinger, Marianne Greber, Franz Hubmann, Leo Kandl,
Nikolaus Korab, Barbara Krobath, Ernst Logar, Reinhard Mandl, Marcelo
Perocco, Josef Polleross, Cora Pongratz, Willy Puchner, Didi Sattmann,
Curt Stenvert, Christian Wachter, Harry Weber und Flora Zimmeter in die
Sammlungen der Stadt Wien eingegangen ist. Ob es die alten "Weiber"
sind (Perocco), die Hausmeister (Dreisinger), die Säufer (Landl), die
unfreundlichen Autofahrer (Baumann), die "Nackerten" an der Dechantlacke
in der Lobau mit Leguan, Geige oder der "Krone" (Sattmann), die
Fleischhacker (Logar) oder einfach gemischte Typen (Hubmann, Korab,
Cibulka, Polleross, Mandl, Krobath usw.) - das "Wienerherz" liegt bei
ihnen allen gemeinsam offen. Auch wenn es sich um einen schwarzen
Straßenkehrer handelt, der pausierend und geistesabwesend vor dem
Burggartenzaun am Ring steht (Mandl) oder um die geistliche Schwester, die
mit einem Bertha-von-Suttner-Plakat demonstriert. Am wenigsten
"wienerisch" zeigt sich die Serie eines Kindes; Fröhlichkeit hat mit dem
grantelnden Dunstkreis dieser Stadt scheinbar nur wenig zu tun, weshalb
das Mädchen auch fast melancholisch ernst erscheint (Pongratz 1978).
Josef Polleross hat neben Kartenspielern im Park und alten Damen mit
den obligaten Hunderln auch zwei orthodoxe Wiener Juden auf einer
Donaukanalbücke aufgenommen. Oft dort in Richtung 2. Bezirks selbst
begegnet, stimmt dieses Bild nachdenklich, da es die Wiener Geschichte von
seiner traurigsten Seite beleuchtet - aus dem Zehntel an Einwohnerzahl ist
eine verschwindende Minderheit geworden. Harry Webers Wiener Originale der
letzten 20 Jahre integrieren auch die Fiaker (mit Franz-Josephs-Bart) -
zuweilen ihre Pferde küssend. Die vielen allein stehenden 90-jährigen
Frauen (Puchner) machen klar, dass es sich (immer noch) um die
Kriegerwitwen handelt, also eine historische Dimension einmal mehr in der
Dokumentarfotografie. "Schöne Aussicht" von Flora Zimmeter scheint eine
bekannte und beliebte Literaturfigur wiederzuerwecken: Doderers Amtsrat
Zihal, der in Richtung der erleuchteten Fenster seiner Nachbarn
voyeuristische Spionage betreibt. Bleibt zum Abschluss der bereits
verstorbene Curt Stenvert, der mit seinem Schriftbandfotos plakathaft zu
Nestroy als Leitmotiv beiträgt: "Freund Nestroy du wickelst Dynamit in
Watte und ließest es in den Ohren der Bürger weich zerdonnern, sodass sie
noch lachten als ihre verlogene Moral in Fetzen flog." Sollte vielleicht
in der Konzeption dieser Schau der humorvolle Blick doch mit einem
ordentlichen Quantum Bosheit gewürzt sein? (Bis 13. Oktober.)
Erschienen am: 14.09.2001 |
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