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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
01. März 2009
18:47 MEZ

Bis 13. 4. (Romberg) bzw. 24. 5.

 
Romeo und Jesus im Paradies
Osvaldo-Romberg-Installation in der Neuen Galerie

Graz - Sie lieben sich und bekämpften sich, ihre Gesichter verändern sich in Sekundenschnelle - ebenso wie ihr gesamtes Umfeld. Isadora und Carlos aus dem Video From Paradise to Paradise, einem "Hypertext über die Liebe", und ein argentinischer Macho-Romeo samt seiner vielgesichtigen Julia aus Romeo & Julieta according to Romeo gleiten durchsichtig durch Osvaldo Rombergs Filme. Drei Videos, die der in den USA lebende argentinische Grafiker, Maler und Medienkünstler in den letzten sechs Jahren aus unüberschaubar vielen Bildern, Techniken und Stilen produzierte, wurden zur spannenden Installation Theater of Transparency in Graz zusammengebaut.

Zwischen drei im Spiegelsaal der Neuen Galerie des Joanneums schwebenden Projektionsflächen wird der Zuseher durch die Menschheits- und Kunstgeschichte gejagt, begleitet von Jazz, Klezmer und Klassik. Derweil mutiert Romeo zu Charlie Chaplin oder Julieta zu Greta Garbo und Grace Kelly . Und unter vielen Schichten von immer wieder abgeschälten Bildern und Zweideutigkeiten werden wie nebenbei Fragen über die Liebe, die Lüge, die Revolution oder (im dritten Video Jesus de Buenos Aires) Lacan und Freud vielleicht nicht beantwortet, aber doch zumindest gestellt.

Doch die Installation, für die man sich eine Stunde Zeit nehmen sollte, spielt auch mit dem historischen Raum, in dem sie steht. An diesem Ort der Reflexionen und Täuschungen tauchen aus dem Halbdunkel die aus durchsichtigen Plastikfolien gebauten Figuren, die in den Videos "mitspielen", auf. Sie sitzen oder stehen umher wie heimliche Beobachter ihrer eigenen Zuseher, die man erst nach einer Weile wahrnimmt.

Videosammlung aus 40 Jahren

Neben der Romberg-Installation wurde am Freitag auch die Schau Rewind / Fast Forward eröffnet. Gezeigt wird hier die rund 500 Videos starke Sammlung, deren Grundstein vor 40 Jahren gelegt wurde. Neben schon legendären Beiträgen von Pionieren der österreichischen Medienkunst wie Peter Weibel, Richard Kriesche oder Marc Adrian und Valie Export sind auch jüngere Ankäufe von Pipilotti Rist, Michael Gumhold, Michael Kienzer oder Martin Krenn und Oliver Ressler zu sehen. Dabei sind oft gerade die Arbeiten von Künstlern, die nur selten mit dem vielseitigen Medium arbeiten, interessant.

Doch nicht nur heimische Videokunst, wo sich der Bogen zwischen Selbstversuchen, Interviews oder Reaktionen auf Überwachungskameras der letzten Jahre immer wieder neu und in völlig verschiedene Richtungen spannt, sondern auch einige internationale Namen - etwa Vito Acconci, Mike Kelley oder Tim Ulrichs - gehören zur feinen, gar nicht mehr kleinen Sammlung. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 2. 3. 2009)

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