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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
16.03.2004
14:57 MEZ
Ausstellung "Schuhwerk. Subversive Aspects of Feminism" von Birgit Jürgenssen, MAK-Galerie, 1010 Wien, Stubenring 5

17. März bis 6. Juni, Di 10 - 24 Uhr, Mi - So 10 - 18 Uhr
 
Foto: APA/Mayer/MAK

Ironisierung eines Fetischs
Ausstellung von Birgit Jürgenssen: "Schuhwerk. Subversive Aspects of Feminism"

Wien - Anstatt Schuhe bloß zu tragen, machte Birgit Jürgenssen (1949-2003) Kunst daraus, die den Fetisch-Charakter aus feministischer Perspektive ironisierte. "Schuhwerk. Subversive Aspects of Feminism" heißt die Ausstellung in der MAK-Galerie des Museums für Angewandte Kunst, in der Objekte, Zeichnungen, und einige Paare von interessanten Schuhen aus der Privatsammlung von Jürgenssen zu sehen sind (16. März bis 6. Juni).

"Verlorene Generation

"Um berühmt zu werden muss man ein Girlie sein oder über sechzig", zitierte der auf der heutigen Pressekonferenz anwesende Galerist Hubert Winter seine ehemalige Lebensgefährtin. Jürgenssen habe ihre Generation von Künstlerinnen als "verloren" betrachtet, die ständig gegen eine männliche Übermacht in der Kunstszene angearbeitet hatten. Dabei gilt sie heute neben Valie Export als eine der wichtigsten Vertreterinnen ihrer Zeit.

"Schuhwerk" ist eine abgeschlossene Gruppe von Arbeiten aus den Jahren 1973 -1976. Mit Objekten wie "Flugschuh (Modell Hermes)", "Schwangerenschuh", "Rostschuh" oder "Netter Raubvogelschuh" spielte Jürgenssen mit den massivsten Klischees und kulturellen Vorstellungen von Weiblichkeit. Diese Arbeitsphase beendete sie allerdings, als sie Gefahr witterte, als "die mit den Schuhen" bekannt zu werden. Auch hielt Jürgenssen den damals dominierenden männlichen Künstlern nicht genügend selbstbewusst stand, die in ihrer Kunst bloße "Spielerei" sahen. Erst in den neunziger Jahren stießen diese Arbeiten auf ein neues öffentliches Interesse

Werdegang

Jürgenssen studierte von 1968 bis 1971 an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. 1980/81 hatte sie dort einen Lehrauftrag in den Meisterklasse Maria Lassnig. Von 1982 bis 1997 unterrichtete sie an der Akademie für Bildende Künste in der Meisterklasse Arnulf Rainer. Seit 1997 hatte sie an der Akademie in der Meisterklasse Peter Kogler einen Lehrauftrag für Medientheorie.

Von 1987 bis 1995 trat sie zusammen mit Ona B., Evelyne Egerer, und Ingeborg Strobl (an deren Stelle 1993 US-Performancekünstler Laurence Weiner dazu kam) in der Künstlergruppe "Die Damen" gegen das traditionelle Kunstverständnis samt dessen Tabus an, wie der Verquickung von Kunst und Sponsoring. Jürgenssens Objekte, Zeichnungen, Fotos, C-Prints, Projektionen oder Videos waren in zahlreichen internationalen Einzel-und Gruppenausstellungen vertreten. Im Oberösterreichischen Landesmuseum war ihr 1998 eine Personale gewidmet.

Die Künstlerin war im vom Bund bestellten Beirat für Bildende Kunst vertreten. 2001 kuratierte sie den Österreich-Beitrag der 8. Biennale in Kairo. Zu den Auszeichnungen für ihre Arbeit zählen der Römerquelle- Fotopreis 1990 an "Die Damen" und der Preis der Stadt Wien 1994 für bildende Kunst. (APA)


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