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Der Konzeptkünstler Martin Kippenberger hatte zu Lebzeiten das Image
eines exzentrischen, nonkonformistischen Bohemiens, dessen Werk nicht
leicht zu verstehen war.
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Martin Kippenberger verstand es wie kaum
ein anderer, sein Werk mit seinen Auftritten zu verbinden. Er fungierte in
seinen Bildern und Installationen als Schauspieler. So etwa in der kurz
vor seinem Tod entstanden Installation "Spiderman", in der er selbst als,
aus einem Drahtgeflecht bestehender, Spinnenmann mit einem Pinsel in der
Hand zu sehen ist. Oder in seinem "museum of modern art", das er 1993 in
einer Bauruine auf der griechischen Insel Syros gründete, um dem Museum
selbst als Direktor vorzustehen.
Tankstelle Martin Bormann
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Tankstelle Martin Bormann,
1986 |
Kippenbergers Werke setzten sich mit Kultur, Geschichte, aber auch
Politik auseinander. Sie tragen ironische Bildtitel wie "Ich kann beim
besten Willen kein Hakenkreuz entdecken" oder die großformatige
Fotoinstallation "Tankstelle Martin Bormann". Diese Arbeit, die auch im
Museum Moderner Kunst gezeigt wird, illustriert den für Kippenberger
typischen Umgang mit Geschichte. Dem Foto einer halbverfallenen Tankstelle
dichtete er die fiktive Geschichte an, dass ihr Pächter der nach
Südamerika geflohene NS-Verbrecher Martin Bormann gewesen sei, so
Kuratorin Susanne Neuburger.
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Spiderman-Atelier,
1996 |
Oft umstritten
Kippenberger wurde oft mangelnde "political correctness" vorgeworfen,
da seine Geschichtsdarstellung immer mehrdeutige Bezüge zuließen. Auch des
Sexismus' wurde er immer wieder bezichtigt, etwa für Installationen wie
"Tiefes Kehlchen", die er 1991 im Rahmen der Wiener Festwochen zeigte.
In dieser Installation verlieh er seiner Verehrung für die
Pornodarstellerin Linda Lovelace und dem Film "Deep Throat" deutlichen
Ausdruck. Die Arbeit, die damals von Presse- und Kulturinstitutionen
heftig angefeindet wurde, gilt heute als einer der Höhepunkte seines
Schaffens.
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Tiefes Kehlchen, Wiener Festwochen,
1991 |
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