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Hauptausgabe vom 01.07.2003 - Seite 007
Abknallen, Flucht & Hass

"Die Kunst der Feindschaft" lautet das Motto des 6. Festivals der Regionen. Entsprechend provokant sind manche Projekte im Graubereich zwischen Kunst und Aktionismus. Wo etwa die "Revolverserie" von Andrea Maria Krenn einordnen? Krenn nimmt den Kampf gegen die Tücke von Alltagsobjekten auf: Kommt dir ein verstopfter Abfluss oder ein Paar Knacker (siehe Foto) blöd, zieh einfach den Revolver! Bis Samstag, dem letzten Festival-Tag, ist Krenn mit einem Bauchladen unterwegs, um ihre acht kuriosen Postkarten an den Mann und die Frau zu bringen.

Zu weitaus härteren Mitteln als Krenn hat am Sonntag die VolxTheaterKarawane gegriffen. Ihre Mitglieder fielen - als Ärzte und Biowissenschaftler gewandet - am Schwanenstadter Stadtfest ein, um an der Festgemeinde biometrische Vermessungen vorzunehmen. Eine rassistische Anmaßung, die zwar ironisch gemeint war, aber einige Hausruckviertler Gemüter derart in Rage brachte, dass die Provokateure Reißaus nehmen mussten. Abkühlung verschaffte dann der Attersee, wo das VolxTheater als Nudistengruppe auftrat.

Wie entstehen Hass und Feindschaft? Mitunter in der Familie, wie Hugo von Hoffmansthal in seiner Bearbeitung des "Elektra"-Stoffes vorführt. Regisseur Rainer Stephan verfrachtete das Stück mit sieben SchauspielerInnen auf einen Lkw-Anhänger, Premiere war am Sonntag am Atterseeufer in Unterach. Stephan verzichtete auf szenische Irritationen, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf die psychologische Tiefenschäfe des Textes zu lenken - ein mit viel Applaus bedachter Abend unter freiem Himmel. (pic)

Böse Knacker! Foto: Andrea Krenn


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