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30.05.2003 07:39

Eine zeitgenössische Schatztruhe in den Bergen
Im Stiftmuseum Admont versammelt sich die Crème de la crème der österreichischen Gegenwartskunst

Wie in kaum einem anderen Privatmuseum ist im Stiftmuseum Admont die Crème de la crème der österreichischen Gegenwartskunst vertreten. Am Freitag, 30.5., eröffnet das Museum in den Bergen mit zwei Tagen der offenen Tür seine Pforten.




Admont - "Die Menschen wissen gar nicht, was sie erwartet. Ich bin wirklich gespannt, was sie für Augen machen werden." Michael Braunsteiner, der künstlerische Leiter des Museums im Stift Admont, das heute, Freitag, eröffnet wird, ist nach Jahren der Baustelle ein bisschen aufgeregt. Nach dem Umbau nach Plänen des Wiener Architekten Manfred Wehdorn (Redoutensäle, Museumsquartier) entstand auf 8000 Quadratmetern das kontrastreichste Privatmuseum Österreichs.

Die Schätze des Stifts dienten als solide Basis für ein solches: Neben der (räumlich) größten Klosterbibliothek Österreichs gibt es eine kunsthistorische Sammlung mit Skulpturen, Gemälden und wertvollen Handschriften sowie eine naturwissenschaftliche Sammlung von Weltrang.

Diese hatte ihre Anfänge im 19. Jahrhundert, als ein wanderbegeisterter Abt namens Gabriel Strobl Insekten und Pflanzen von seinen Bergtouren mit ins Kloster brachte. Durch spätere Tauschgeschäfte und Ankäufe entstand eine Ansammlung von 252.000 Insektenexemplaren, wobei den Schwerpunkt ausgerechnet Fliegen aller Art bilden, die niemand anderem als dem Beelzebub (das hebräische Wort für "Herr der Fliegen") zugeordnet werden.

Die Landschaft, in der einst Abt Gabriel fündig wurde, gehört heute zum Nationalpark Gesäuse. Museumsbesucher können von einer neuen Panoramatreppe direkt ins Gebirge blicken.

Doch das Herz des Museumsleiters gehört der österreichischen Gegenwartskunst, die in Admont in einem beachtlichen Ausmaß vertreten ist. Von Jack Bauer und Erwin Bohatsch über Michael Kienzer, Rudi Molacek, Constanze Ruhm und Werner Reiterer bis hin zu Arnulf Rainer, Gustav Troger, Franz West und Erwin Wurm findet sich hier fast alles, was in der Szene Rang und Namen hat.

Die Gegenwartskunst ist Braunsteiner nicht zuletzt deshalb ein besonderes Anliegen, weil "hier leben ja auch Gegenwartsmönche". Außerdem, betont Braunsteiner, "ist es in Zeiten, wo die Künstler vom Staat immer mehr hängen gelassen werden, wichtiger denn je, sie zu unterstützen".

Einige Arbeiten entstanden exklusiv für Admont und werden unter dem Titel "Made for Admont" separat gezeigt. Neugierig darf man auf Erwin Wurms Beitrag sein: Er steuerte ein paar seiner "one-minute-sculptures" bei, die sogar die "Red Hot Chili Peppers" zu einem Videoclip inspirierten. Das Besondere an der Admonter Version: Die Mönche standen Modell.

13 Millionen Euro

Der gesamte Umbau kostete bisher 13 Millionen Euro, zwei Millionen wurden von Bund und Land gefördert. "Dabei ist kein Cent Kirchensteuer hineingeflossen", stellt Braunsteiner fest. Die elf Millionen kamen aus den Holzwirtschaftsbetrieben des Stiftes. Dieses ist mit rund tausend Mitarbeitern der größte Arbeitgeber der Region. Mit der Eröffnung des Museums kommen noch ein paar Arbeitsplätze dazu, vor allem rechnet man aber mit mehr Tagestouristen.

Ein besonderer Besuch wird etwas länger als einen Tag bleiben: 1935 musste das Stift aus wirtschaftlichen Gründen eine aus drei Arten Holz gefertigte Madonna aus dem 14. Jahrhundert verkaufen. Durch eine Kooperation mit dem Joanneum, dem sie nun gehört, kehrt sie nach fast 70 Jahren zur Eröffnung - besuchsweise - wieder zurück. (DER STANDARD, Printausgabe, 30.5.2003)


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