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15.03.2002 - Kultur News
Vernunftlösung für das Wiener Filmmuseum nicht in Sicht
In der Albertina wird gebaut und saniert, aber für das darin seit fast vierzig Jahren untergebrachte Filmmuseum scheint es - seitens der Bundespolitik - weder Zeit noch Geld zu geben.


Der laufende Spielbetrieb, sagt Alexander Horwath, neuer Direktor des Österreichischen Filmmuseums, sei "täglich nahe am Kollaps". Seine technische Anlage stamme aus den frühen fünfziger Jahren, die schwer sanierungsbedürftigen Leitungen und Gemäuer des Hauses seien Produkte der unmittelbaren Nachkriegszeit. Nun läuft der mit 72 Millionen Euro dotierte Umbau der Albertina, aber die mit knappen 1,8 Millionen Euro kalkulierte Sanierung des Filmmuseums scheint derzeit, wenigstens auf Bundesebene, nicht finanzierbar.

Eine Anfrage der Opposition im Kulturausschuß zum Problem der Sanierung des Filmmuseums ist am Mittwoch von Bildungsministerin Gehrer brüsk abgewiesen worden. Da es seitens des Filmmuseums, so Gehrer, "keine Bereitschaft zur Veränderung" gebe, sei die Sache für sie "erledigt". Viele Gespräche seien geführt worden, bei denen angeblich auch eine mögliche Übersiedlung des Filmmuseums in das ehemalige Residenzkino beim Museumsquartier angesprochen worden sei, aber "leider keine Übereinstimmung zu erzielen war". Horwath wiederum betont, daß keinerlei Gespräch je gesucht worden sei, mehr noch: daß seit Monaten, trotz ständiger Bemühungen, mit Gehrer kein Termin zu bekommen sei.

Expansionsgelüste

Andrea Huemer vom Grünen Klub hält die Politik des Bundes für verfehlt, man könne sich nicht "aus der kulturpolitischen Verantwortung winden"; es werde schlicht "den Expansionsgelüsten" von Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder nachgegeben, der das Filmmuseum, einen privaten Verein, in seine Umbauten entschieden nicht einbezieht - obwohl inzwischen auch Hans Hollein, der Gestalter des neuen Entrées der Albertina, für eine Vernunftlösung, für eine Mit-Sanierung des Filmmuseums plädiert.

Peter Zawrel, Leiter des WFF und Vorstandsmitglied des Filmmuseums, spricht ein weiteres virulentes Problem an: Die Bundespolitik würde Filmarchiv und Filmmuseum laufend gegeneinander ausspielen. Den Umgang des Bundes mit dem Filmmuseum nennt Zawrel "skandalös". Schließlich gebe es "die Verpflichtung", sich auch um das audiovisuelle Erbe dieses Landes zu kümmern. St. G.



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