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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
11. November 2009
20:47 MEZ

Krinzinger Projekte 1070 Wien, Schottenfeldgasse 45. Bis 19. 12.

 

Hernández: "Purple Rain", 2009, Gymnastikball, Plastikkrähe, Taubenabwehr


Aufnehmen
Jonathan Hernández' Ausstellung "Clichés, Contradictions & Ping-Pong" bei Krinzinger Projekte in Wien

Als Artist in Residence hat Jonathan Hernández seit Juni 2009 in Wien gelebt und gearbeitet. In seiner Ausstellung "Clichés, Contradictions & Ping-Pong" bei Krinzinger Projekte reagiert er mit ebenso eleganten wie witzigen Collagen und Skulpturen auf alltägliche Skurrilitäten, die er in Wien beobachtet hat.

Jonathan Hernández ist in Wien sicher mit leichtem Gepäck angekommen. Schließlich geht es ihm in seiner Arbeit um die Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Aufenthaltsort, auf den er mit ortspezifischen Gegenständen und Bildern seine eigene Perspektive zu werfen versucht. Im Wissen um seinen "touristischen Blick" verlässt sich der Künstler allerdings nicht auf die vorgegebenen, fertigen Ansichten der Stadt, sondern benutzt diese als Pool, der nur das Ausgangsmaterial für seine Collagen, Objekte und Dias liefert. Ob es sich dabei um Bilder aus lokalen Tageszeitungen handelt, um eigene Diaaufnahmen oder um das Klappbett in seinem Gästezimmer - der Künstler greift auf sämtliche Medien und Objekte zurück, um diese zu einer gedanklichen Partie "Ping-Pong" zu laden. Bis auf eine für Österreich typische Berglandschaft, eine Habsburger-Robe oder eine Piano-Variation verzichtet er weitgehend auf Lokalkolorit und bringt stattdessen internationale künstlerische Methoden ins Spiel: In Anlehnung an John Baldessari lässt er Politiker von Merkel bis Sarkozy mit runden Leerstellen balancieren, oder er schaut sich bei Jonathan Meese was ab, um einen Traum von Putin und einem Pferd zu verdauen.

Hernández will die Eindrücke nicht interpretieren, sondern mit seinen Montagen auch Ungereimtheiten oder Widersprüche thematisieren. Dass er dabei den Blick fürs Detail nicht aus den Augen verliert, beweist eine Diaserie, die sich als poetische Stadtraum-Erkundung entpuppt, oder auch ein Hängeobjekt, das mit einem Gitter zur Taubenabwehr ein für Wien typisches Element integriert. Anders als im Stadtraum, wo man die Taubenabwehr möglichst dezent einzusetzen versucht, pickt es bei Hernández auf einer Krähe, die die Skurrilität des Objekts sehr schön zur Geltung bringt. (cb/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.11.2009)

 

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