Flüchtige Musik, beständige Malerei

Vom Bestreben des Menschen, Dinge festzuhalten.
Von Gernot Zimmermann.


Hintergrundmusik gibt es in der Ausstellung "Musik in der Malerei" nur in zwei Räumen und in der Kapelle. Ansonsten kann sich der Besucher dieser reichhaltigen und außergewöhnlichen Schau des Kunsthistorischen Museums (KHM) im Palais Harrach ganz auf das Visuelle konzentrieren.

"Apollo", Cesare Dandini

Die Ausstellung ist nach Themengruppen gegliedert, in denen das Malen zur Musik zur Darstellung kam. Eingeleitet wird sie von Malern, die sich als Musiker porträtierten. Allegorische Darstellungen der Musik sowie Musiker und Sänger bei der Ausübung ihrer Kunst bilden weitere Bereiche. Bildern zu musikbezogenen Themen aus der Antike und der Heiligen Schrift sind die abschließenden Kapitel gewidmet.

Flüchtigkeit in Unendlichkeit transponieren

"Der Lautenspieler", Hendrick Terbrugghen

Der Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums, Wilfried Seipel, über das Konzept der Schau: "Es ist ja immer das Bestreben der Menschen, Dinge möglichst festzuhalten. Und genau das war der Nachteil der Musik, zumindest solange es noch keine Tonaufzeichnungsmöglichkeiten gegeben hat. Dass sie im Unterschied zur Malerei, die für das Dauernde stand, eine große Flüchtigkeit für sich beansprucht hat."

Der Versuch, das Flüchtige mit einem Medium der Kunst wiederzugeben, dass diese Flüchtigkeit in eine Unendlichkeit hineintransponiert, ist für Seipel die ideologische Zielsetzung der Ausstellung.

Blinder Drehleierspieler

"Drei musizierende Damen" (Zum Vergrößern anklicken)

Der blinde Drehleierspieler von George de la Tour aus einem kleinen Museum in Frankreich, das rautenförmige Bild der Musik von Dosso Dossi aus Modena, die drei musizierenden Damen des Meisters der weiblichen Halbfiguren aus der Sammlung in Rohrau oder der kleine tamburinschlagende Putto von Tizian aus der Sekundärgalerie des Kunsthistorischen Museum - die Reihe der außerordentlichen Musikdarstellungen nimmt kein Ende.

Innen von wahrer Schönheit

Neben den Gemälden sind auch zahlreiche Musikinstrumente, die für sich selbst Kunstwerke darstellen, zu sehen.

Das wohl beste Beispiel, ein mit einem kostbaren Gemälde versehenes Tasteninstrument, erläutert der Leiters der Instrumentensammlung des Kunsthistorischen Museums, Rudolf Hopfner: "Das Original, das wir als Leihgabe aus Mailand erhalten haben, ist deshalb so wichtig, weil dieses Instrument ja auch die sehr enge Verbindung zwischen Musik und Malerei zeigt. Wenn es geschlossen ist, ist es ein ganz unscheinbares Möbelstück, das außen keinerlei Verzierung zeigt. Erst in dem Moment, wo man es öffnet, wo man es also für den Gebrauch bereit macht, offenbart sich seine wahre Schönheit."

Tipp:

"Dipingere La Musica - Musik in der Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts", 4. April bis 1. Juli 2001, täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr im Palais Harrach.

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