Ausstellung "Gefesselt - Entfesselt" in Warschau

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Die Ausstellung "Gefesselt- Entfesselt" wird im Rahmen des Festivals "Wien in Warschau" gezeigt. Dieses Festival wird vom Leiter des österreichischen Kulturforums Andreas Stadler organisiert und findet vom 8. Oktober 2001 bis zum 13. Jänner 2002 statt.

Die renommierte Galerie Zacheta lud die Kuratoren Hanna Wrublewska und Gerald Matt (Kunsthalle Wien) ein, in diesem Jahr die umfangreichste Präsentation zeitgenössischer österreichischer Kunst im Ausland zu erarbeiten. Die Ausstellung wird am 20. September durch Wiens Bürgermeister Michael Häupl und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny eröffnet.

Österreich - eine gefesselte Nation

Die im Ausstellungstitel implizierte Behauptung, Österreich sei gefesselt, mag auf den ersten Blick provokant erscheinen, doch eine Beschäftigung mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts liefert dafür eine Vielzahl von Belegen. Als Nation, die sich nach einem Schrumpfungsprozess von der Großmacht zum schnitzelförmigen Kleinstaat neu erfinden und definieren musste, erlegte sich das Österreich der Zweiten Republik Tabus und Restriktionen auf, um als "Insel der Seligen" (Werbeslogan der 50er Jahre) im Meer der politischen Unruhe nicht angetastet zu werden.

Zu diesen Selbstfesselungen gehört daher u. a. die langjährige Weigerung, sich der NS-Vergangenheit zu stellen, das Einschwören auf einen kulturellen Konservatismus katholischer Prägung, das Begraben lebendiger Demokratie unter Bürokratismus und einem allumfassenden Verwaltungsstaat, sowie die fast schon rituelle Beschwörung einer großen, wenn auch etwas biedermeierlichen Vergangenheit (Habsburger-Mythos, Mozart-Wolferl, Sisi, Dreimäderlhaus).

Künstler sprengen Fesseln

Es waren vor allem Künstler, die als "Houdinis" immer wieder diese Fesseln sprengen und mit gezielten Provokationen den verordneten Konsens unterlaufen wollten: Von der Wiener Gruppe in den 50er Jahren über die Aktionisten bis zu Gegenwartskünstlern wie Elke Krystufek oder Julius Deutschbauer.

Waches künstlerisches Bewusstsein

Die Ausstellung "Gefesselt - Entfesselt" präsentiert jüngere österreichische Künstler, die mit wachem Bewusstsein die Gegenwart beobachten und die sich ihrerseits wieder auf "Klassiker" der kritischen österreichischen Kunst beziehen, darunter Wolfgang Capellari, Ulrike Lienbacher, Anna Jermolaeva und Octavian Trautmannsdorff. Sie schreiben ihre persönliche Version der österreichischen Kunstgeschichte, indem sie eigene Arbeiten in einen Zusammenhang mit den Werken älterer Künstler stellen, von Egon Schiele über Richard Gerstl, vom frühen Friedensreich Hundertwasser bis zu Valie Export. So entsteht ein Panorama österreichischer Kunst des 20. Jahrhunderts, gefiltert durch die Subjektivität und Sensibilität der Gegenwartskünstler.

Keine Unterstützung vom Bundeskanzleramt

"Gefesselt - Entfesselt" wurde von der Stadt Warschau, vom österreichischen Außenamt, der Stadt Wien und privaten Sponsoren unterstützt, nicht aber vom Bundeskanzleramt. "Ich halte es für einen Skandal", meint Kunsthallen-Direktor Gerald Matt, "dass eine Ausstellung dieses Zuschnitts und dieser Bedeutung für junge österreichische Künstler vom Staatssekretär keinen Groschen erhält."

Warschau in Wien

Der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der mit Bgm. Michael Häupl die Ausstellung am 20. Oktober eröffnen wird, meint: "Für mich ist diese Ausstellung ein wichtiger Beitrag zum Dialog mit den benachbarten Ländern des Ostens. Wenn wir wollen, dass die Osterweiterung nicht nur ein politisches Projekt am Reißbrett bleibt, müssen wir 'Kulturplateaus' bauen, um das gegenseitige Verständnis zu fördern. So wie wir dieses Jahr österreichische Kunst in Warschau zeigen, wird nächstes Jahr polnische Gegenwartskunst in Wiener Häusern zu sehen sein."
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