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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
27. August 2009
19:12 MESZ

Salzburg, Kavernen 1595,  täglich 11.00-19.00

www.weihergut.at

 

Späte Einlassungen auf ein Lebensthema: Nitschs "Bild im Bild", Acryl auf Jute, 2009, zu sehen in Salzburg.


Relikte-Schau mit Lärmmusik
Salzburg, noch bis Monatsende: Hermann-Nitsch-Retrospektive in der Galerie Weihergut

Vom Filmemacher Rosa von Praunheim stammt der Satz, dass der "Skandal etwas Fruchtbares ist". Beide Begriffe, "Skandal" und "fruchtbar", passen gut zum österreichischen Künstler Hermann Nitsch. Schließlich waren Künstler und Werk so umstritten wie kaum andere im 20. Jahrhundert, und damit perfekt zur Skandalisierung geeignet.

Vor allem trifft dies auf Nitschs Orgien Mysterien Theater zu, dessen Ursprünge bis in die späten 1950er-Jahre zurückreichen. Bereits damals wollte der heute 70-Jährige das längste Theaterstück der Welt schreiben. Die Prinzipien des ebenso expressiv-surrealen wie episch-rauschhaften Bühnenwerks formulierte der Hohepriester des Wiener Aktionismus 1969 im Buch Orgien Mysterien Theater (März Verlag).

Aus diesem Mammutprojekt, das erst viel später realisiert werden konnte, und der zugrunde liegenden Beschäftigung mit Mythologie, Kult und Psychoanalyse entstand schließlich Nitschs Form von Aktionsmalerei - die letztlich auch wichtiger Bestandteil der Orgien-Mysterien-Feste ist. Blut, andere Flüssigkeiten und tierische Innereien werden dort auf Boden, Leinwände und Orgien-Mysterien-Mitspieler verschüttet.

In der noch bis Ende August geöffneten Retrospektive der Galerie Weihergut 45 Jahre Hermann Nitsch gibt es vor allem Schütt- und Reliktbilder, aber auch Papierarbeiten, Videos sowie frühe Grafiken des Prinzendorfer Gesamtkünstlers zu sehen. Weiters seltene "Bild im Bild"-Werke und eine speziell für die Salzburger Schau aufgelegte Grafikedition. Besonders löblich ist die Präsentation filmischer Dokumente von diversen Aktionen auf großen Videoleinwänden - samt den dazugehörigen Kompositionen aus dem Bereich Lärmmusik. (dog / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.8.2009)

 

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