Ein Streitobjekt kehrt zurück
Kunststreit. Gegen ein Gemälde von Wolfgang Hollegha gab es vor 30 Jahren einen Aufstand. Jetzt wollen die Unternberger das Bild zurück.
Bernhard Strobl UNTERNBERG (SN). 150 Gemeindebürger folgten Dienstagabend der Einladung des Salzburger Bildungswerks zur Diskussion über ein Bild und moderne Kunst im sakralen Raum. Das Bild war nicht irgendein Gemälde, es war das umstrittenes Auftragswerk, das Wolfgang Hollegha für den 1979 geweihten Erweiterungsbau der Pfarrkirche in Unternberg geschaffen hat. Wegen der Proteste aus der Bevölkerung wurde das Kunstwerk damals nicht angebracht. Unternberg sorgte für einen Kunstskandal.
Dienstagabend referierte Pfarrer Roland Kerschbaum, Seelsorger von Elsbethen und Kunstexperte der Diözese, über das Bild Holleghas. Er sprach nicht über den Streit und die Emotionen von dazumal. Diese hatten dazu geführt, dass das Gemälde von der Diözese angekauft wurde. Anstatt in der Pfarrkirche Unternberg hat das Kunstwerk im Bildungshaus St. Virgil einen – eher unscheinbaren – Aufstellungsort gefunden.
„Wäre der Vortrag vor 30 Jahren gewesen, hätte die Geschichte anders ausgeschaut“, ist sich das Gros der Besucher des Vortrags bewusst.
An der Schiebewand, die den Altbau vom Erweiterungsbau der Pfarrkirche trennt, prangt das großflächige Gemälde von Wolfgang Hollegha. Es wurde für die Südseite des Altarbereichs an dem von Heinz Tesar geplanten Bau konzipiert und sollte Farbe in das Innere des Gotteshauses bringen.
Roland Kerschbaum versteht es, den Sinn zu verdeutlichen. Er sieht in den bunten Streifen den Himmel, der zur Erde fällt, oder aber auch die Menschen, die nach oben drängen. Der dunkle Fleck in der Mitte ist ihm ein Blick in das unfassbar Geheimnisvolle des Glaubens.
„Man hat uns das Gemälde einfach hingeknallt, ohne mit uns darüber zu reden“, erzählt Fritz Wieland. Er hat vor 30 Jahren eine Unterschriftenaktion gegen das Bild in der Kirche gestartet. „Inzwischen bin ich vom Feind zum Freund geworden“, gesteht er offen. „Ich möchte, dass das Bild als Leihgabe in Unternberg bleibt.“
Für ein emotionsfreies Nachdenken spricht sich Bürgermeister Josef Wind aus. Es gebe kritische Briefe an ihn. „Wir sollen damit behutsam umgehen“, sagt er „und gemeinsam nach Lösungen suchen, um das Bild zurückzuholen.“
Dankbar zeigen sich die Besucher des Abends bei Pfarrgemeinderatsobmann Hermann Zitz, der das Bild für die Bildungswoche organisiert hat. Es bleibt jetzt drei Wochen in der Kirche. Sein Ziel wäre, „das Werk in Unterberg zu halten. Wenn es jetzt nicht gelingt, ist die letzte Chance vergeben“. Dechant Markus Danner schwärmt: „Ich habe das Bild lang betrachtet und möchte es hier haben – aber ohne Streit.“
Stiller Beobachter: Bildungshausrektor Hans Walter Vavrovsky. Verhandlungen mit der Diözese sind vorauszusehen.