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Kunstberichte

Leopold Museum zeigt erstmals Kultur einer kleinen europäischen Nation: "Moderne Kunst der Faröer Inseln"

Papageientaucher, Schafe, Klippen

Fußball-Blamage in Stein gehauen: Dieses Denkmal schuf Hans Pauli Olsen nach dem historischen Sieg der Faröer Inseln gegen Österreich. Foto: The Municipality of Tórshavn

Fußball-Blamage in Stein gehauen: Dieses Denkmal schuf Hans Pauli Olsen nach dem historischen Sieg der Faröer Inseln gegen Österreich. Foto: The Municipality of Tórshavn

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Aufzählung In Österreich sind die Faröer Inseln nicht wegen ihrer früheren Bedeutung für die Wikinger bekannt, sondern durch den 1:0-Sieg ihrer Fußballer über unsere Elf im Jahr 1990 bei der Qualifikationsrunde für die Fußball-EM 92.

So gesehen ist ein Blick auf die Kunst dieser zu Dänemark gehörenden Inseln zwischen Schottland und Island auch passend zur Fußball-EM in Wien im Juni 2008. Der Bildhauer Hans Pauli Olsen musste die Sensation damals in ein Denkmal umwandeln, das auch in der Schau des Leopold Museums zu sehen ist.

US-Pop-Art abseits von Edvard Munch

Die großen Einflüsse auf die Maler, Grafiker, Fotografen und Objektkünstler der Moderne ab den Vierzigerjahren sind auf den Faröer Inseln allerdings wie überall Expressionismus, Surrealismus und Abstraktion, in den Sechzigerjahren kam die Pop-Art aus Amerika und die junge Generation hat sich längst von den starken Einflüssen aus Norwegen durch Edvard Munch gelöst.

Die Inseln haben ihre eigene Sprache, sind autonom. So ist die Themenwahl von Kurator Michael Fuhr typisch für die eigene Identität: Die starke Ausrichtung auf die Natur, das intime Interieur und "Inseltypen" unter den Bewohnern werden durch Menschen und Tiere, Lichtphänomene in der Fotografie und Objektkunst ergänzt.

Schwache Gesundheit bereitet Weg für Kunst

Der bekannteste Maler der Insel im 20. Jahrhundert war Sámal Joensen-Mikines (1906-1979), der wie Munch wegen gesundheitlicher Labilität Künstler und nicht Fischer oder Schäfer wurde – auch mit der Melancholie des Norwegers haben seine Werke Ähnlichkeiten.

Ein Blick zurück auf die klassische Moderne zeigt bei Ruth Smith (1913-1958) Einflüsse von Paul Cézanne oder Vincent van Gogh. Steffan Danielsen hat die Pop-Art auf Selbstbildnisse übertragen und Edward Fulgø verbindet Mensch und Papageientaucher, den typischen Vogel der Inseln, zu phantastischen Kompositionen.

Berge, Lichtstrahlen und Isolation

Beeindruckend sind die fotografischen Lösungen wie "Berge" von Ingi Joensens 1989 oder die Zeichen der Isolation von Menschen in weißen quadratischen Schachteln von Annie Heinsen 2004. Die junge Annika á Lofti studierte in Kopenhagen und Island und fängt Lichtstrahlen ein, die zu symbolischen Erscheinungen gesteigert werden. Ein Streifzug durch unbekannte Künstlerwelten.

Aufzählung Ausstellung

Moderne Kunst der Faröer Inseln Michael Fuhr (Kurator) Leopold Museum Museumsplatz 1, 1070 Wien Bis 7. September

Freitag, 16. Mai 2008

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