Palais Harrach: Maria Moser "Materie in spiritu"
Farbstrom als glühendes Bad
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Maria Moser (geb. 1948 in Frankenburg, OÖ) gehört zu den
bekannten österreichischen Malerinnen der "mittleren" Generation. Ihre
teils monumentalen Gemälde und auch ihre plastischen Objekte aus Eisen,
Stahl, Holz und Stein kreisen um den Kosmos der elterlichen Schmiede, in
der sie als Kind bereits den Kreislauf von Biegen, Brechen, Glühen,
Erkalten und von Licht versus Materie beobachtet hat. Diese tiefen
Eindrücke der vom Menschen gebannten Materie haben sie auch in den Jahren
an der Akademie in Wien nicht losgelassen und die Künstlerin lebt auch
heute wieder in Frankenberg. Die Titel ihrer Großformate auf Leinwand,
die mit pastosem und extrem breitem Pinselstrich auch eine materielle
Oberfläche erhalten, lauten dementsprechend auch "Blaubad" oder "Glutbad",
auch "Schwerelos" oder "Lauernder Kern"; sie beschreiben die Form "Amboss"
oder die Vergänglichkeit "In den Tiefen der Zeit", die warmen Lavagluten
des Metalls im Element Feuer "Zunder", seine Bearbeitung "Biegen und
Brechen", aber auch sein Erkalten im Fluss des Wassers "Sog". Bewegung ist
stets ein integriertes Thema ihrer dynamischen Kompositionen, die sich auf
die unbunten Farben gemixt mit Rot und Blau konzentrieren. Aus der engen
Thematik wird ein ganzer Kosmos, der auf das Leben an sich verweist und im
Changieren der Farben die Vielfalt der Existenz sucht. Maria Moser
wurde und wird in Wien von den Galerien Hilger, Gerersdorfer und Contact
vertreten, sie stellte mittlerweile in ganz Europa aus und ihre Arbeiten
befinden sich auch in allen größeren Sammlungen und Museen des Landes;
weiters in der Staatsgalerie Stuttgart, der Kunsthalle Nürnberg usw.
Trotzdem ist sie wesentlich weniger bekannt als mancher ihrer
gleichaltrigen Kollegen, was einmal mehr die Frage aufwirft, ob die
Malerei nach wie vor eine männliche Domäne in Österreich darstellt.
Spricht man von den "Neuen Wilden" meint man damit die seit den achtziger
Jahren auftretenden Hauptvertreter Anzinger, Schmalix, Mosbacher,
Bohatsch, Scheibl u. a. Nur Maria Lassnig als eine ihrer Vorläuferinnen
wird da in der Kunstgeschichte, aber auch im Ausstellungswesen genannt.
Dabei ist es wirklich nicht so, dass hierzulande keine guten Malerinnen
arbeiten würden: neben Maria Moser sind Marie Luise Lebschik, Ona B.,
Lotte Seyerl oder die Jungen Katrin Plavcak, Anna Meyer oder Jacqueline
Chanton um ein paar wenige zu nennen. Aber sie kommen in
Übersichts-Ausstellungen kaum vor, sie sind - obwohl von Galerien
vertreten - weniger präsent am Kunstmarkt als ihre männlichen Kollegen.
Das Kunsthistorische Museum könnte sich mit einer Folgeserie nach
dieser Ausstellung von Maria Moser auch um diesen noch immer nicht
vollzogenen Ausgleich verdient machen; das ist kein falsch verstandener
Feminismus, sondern es zeigen sich damit Realitäten in der öffentlichen
Kunstdiskussion auf, die immer als überholt hingestellt werden, es aber
leider nicht sind. Maria Mosers Präsenz in der Debatte um die neue
expressive Malerei in Österreich wird jedenfalls nach dieser Schau im
Palais Harrach (mit dem Untertitel "Materie in spiritu") bis 11. Jänner
hoffentlich in Zukunft nicht mehr so oft vergessen werden.
Erschienen am: 07.01.2004 |
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