Hübsch oder hässlich?

Die Londoner Ausstellung zeigt Kleopatra als kompetente und fähige Königin, die bewusst an ihrem Image arbeitete.
Von Anna Tomforde/dpa.


Ob Kleopatra atemberaubend schön, mittelmäßig hübsch, oder gar hässlich war, wird wahrscheinlich für immer ein Geheimnis bleiben. Dieser Ansicht sind jedenfalls Experten des Britischen Museums in London, das ab 14. April eine umfangreiche Ausstellung über die sagenumwobene ägyptische Königin Kleopatra (69-30 v.Chr.) zeigt.

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Die Schau "Kleopatra - von der Geschichte bis zum Mythos" betrachtet Kleopatra vor allem aus ägyptischer Sicht. "Es geht uns darum, Kleopatra als eine kompetente und fähige Königin vorzustellen, die von den Ägyptern geliebt und bewundert wurde", sagt Kuratorin Susan Walker.

"Wir werden nie wissen, wie Kleopatra wirklich ausgesehen hat", erklärt Walker. Statuen, Büsten, Münzen und Abbildungen von ihr seien zwangsläufig immer symbolisch oder stilisiert. "Wir sehen sie immer nur so, wie sie selbst gesehen werden wollte." Aber, so erläutert Walker, darum kann es auch gar nicht gehen. Hauptfaktoren seien ihr "Charme und Charisma" gewesen.

Image-Aufbau

Gerade die Tatsache, dass Kleopatra ihre Weiblichkeit zur Durchsetzung von Machtinteressen "rücksichtlos" einsetzte, habe die Herrscher in Rom "irritiert" und schließlich zur "Verteufelung" der einstigen Geliebten von Julius Cäsar geführt. "Den Mythos um Kleopatra haben die Römer in die Welt gesetzt", sagt Walker. Kleopatra muss nach ihrer Theorie im "geschichtlichen Kontext Ägypten gegen Rom" gesehen werden.

In einer Zeit "enormer politischer Instabilität" habe sie - mit allen Mitteln - die Verbindung zu Rom gesucht, um so schließlich auch die "Reste der glorreichen Zeit ägyptischer Könige zu retten." Wie alle maßgeblichen politischen Spieler der Zeit - und Politiker noch heute - sei Kleopatra sich ihres "Image sehr bewusst" gewesen und habe es häufig verändert.

Büste des Mark Anton
Büste des Mark Anton
Um ein "umfassendes Bild des gesamten Lebens" von Kleopatra VII. zu bieten, hat das Museum Hunderte von archäologischen Objekten zusammengetragen, die nicht nur die 21 Herrscherjahre der Königin, sondern auch ihre Rolle als Geliebte von Cäsar und Antonius, sowie als Mutter, beleuchten sollen. "Wir haben fast alles bekommen, was es über Kleopatra gibt", sagt Peter Higgs, Kurator für Griechische und Römische Antike.

Kleopatra aus dem Louvre

Schwerpunkt der Ausstellung sind sieben Büsten und Statuen ägyptischer Herkunft, die Walker erstmals eindeutig Kleopatra zuschreibt. Dazu gehört eine Kleopatra-Büste aus den "Kellern des Louvre in Paris, die dort bisher für eine moderne Fälschung gehalten wurde", erläutert Higgs. Sie zeigen die legendäre "Femme Fatale", die auf der Leinwand u.a. von Vivian Leigh, Liz Taylor und Sophia Loren dargestellt wurde, als eine "schlichte Person, die einen guten Zahnarzt braucht", schrieb etwa die Sunday Times im Vorfeld der Ausstellung.

Die "vielen Gesichter" der Kleopatra seien am besten an der Vielzahl von Münzen aus dem östlichen Mittelmeer zu erkennen, die in London ausgestellt werden, fügte Higgs hinzu. "Es wird viel über ihre Schönheit geredet, aber letztendlich waren es ihre Persönlichkeit und ihre Intelligenz, die anziehend waren." So habe die Herrscherin griechischer Abstammung zum Beispiel neun Sprachen gesprochen und "sich sogar die Mühe gemacht, Ägyptisch zu lernen."

Erstmals wird in London eine Basaltbüste vorgestellt, die von Walker vorläufig als eine Abbildung von Kaisarion, dem Sohn von Kleopatra und Cäsar, identifiziert wurde. Die Büste des Pharaos wurde erst unlängst von einem französisch-ägyptischen Archäologenteam bei Ausgrabungen im Hafenbecken von Alexandria gefunden. 1996 waren hier die Überreste der antiken Stadt Alexandria entdeckt worden - auf der ebenfalls versunkenen Königsinsel Antirhodos soll einst Kleopatras Palast gestanden haben.

Tipp: "Kleopatra - von der Geschichte zum Mythos" ist vom 14. April bis zum 26. August im Londoner British Museum zu sehen.

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