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„Ich hab’ mich schon mit 19 alt gefühlt!“

Sie ärgert sich über den Titel ihrer großen Personale, die am 12. Februar im Wiener Museum für Moderne Kunst (Mumok) eröffnet wird: „Maria Lassnig – Das neunte Jahrzehnt“. Verständlich. Würde man sie nach ihrer aktuellen Malerei schätzen, so läge sie maximal bei der Hälfte.

„Ich möchte nicht, dass das Alter so betont wird. Da fühle ich mich so alt, dass ich am liebsten auf allen vieren kriechen würde. Wer den Titel liest, erwartet sich eine Greisin“, sagt sie, und eines ist klar: bei Maria Lassnig braucht man die künstlerische Frische nicht herbeizureden – die hat sie ohnehin.

Das lässt sich im Mumok anhand der rund sechzig Gemälde aus den vergangenen zehn Jahren registrieren. Übrigens ist ein Lassnik-Gemälde auch bei der Linz09-Ausstellung „Best of Austria“ im Linzer Kunstmuseum Lentos zu sehen. Am 28. September 2009 wird die im kärntnerischen Kappel am Krappfeld Geborene neunzig Jahre alt. Doch nur der schmerzende Rücken und der notwendige Verzicht auf Nikotin und Motorradtouren („Man muss vernünftig leben“) erinnern Lassnig daran, dass sie nicht mehr die Jüngste ist. Erst vor kurzem hat sie ihr neues Domizil mit Blick auf die Gloriette bezogen. Arbeitet hier in einem mit Glaswänden abgetrennten, wohl temperierten Studio. Zu ihrer bekannten Körperbewusstseinsmalerei sind viele andere Motive dazugekommen, ganze Serien, in denen sie auch mit immer neuem Umgang mit Farbe und Licht überrascht.

Internationaler Ruhm

An der Atelier-Wand lehnt ein kürzlich fertig gestelltes Großformat: „Die Nasenflucht in die Vasenschlucht“ nennt Lassnig die Waldwiese, über der ein fliegendes, nasenähnliches Gebilde Erholung vom Gestank der Großstadt sucht. Eine Serie von um 2003 entstandenen Bildern zeigt einen feisten, nackten Mann einmal als „Weltzertrümmerer“, als „Don Juan d’Austria“ und schließlich als „Kinderschreck“ – unmissverständliche Missbrauchsdarstellungen.

„Ich habe Gott sei Dank nicht so schreckliche Dinge gesehen wie etwa Goya, aber ich bin durchaus nicht als behütetes Kind aufgewachsen“, erzählt Lassnig. Wenn sie sich erinnert, wie sie als Kleinkind allein am Feld zurückgelassen worden sei, wundere sie sich, dass sie noch am Leben ist. Dass sie von einem Professor der Wiener „Bildenden“ als „entartete Künstlerin“ aus der Klasse geworfen und von einer Mitstudentin beim NS-Studentengericht verklagt worden war („Ich hatte eine Scheißangst“), hält sie jedoch für kaum erwähnenswert: „Ich weiß, was anderen in dieser Zeit widerfahren ist.“

Eine Ausstellung in der Serpentine Gallery im Londoner Hyde Park war Lassnigs erste große Einzelausstellung in England und für die zweifache documenta- und Biennale-Teilnehmerin eine weitere Etappe zu internationalem Ruhm.

Die Schutzgöttin

Für die Mumok-Schau wurde die dort gezeigte Auswahl noch einmal erweitert – mit tatkräftiger Mithilfe der Künstlerin: „Selber weiß ich schon am besten, was gut ist und was nicht.“ Lassnig bezeichnet sich selbst übrigens als „Schutzgöttin“ der Liebespaare: „Ich habe immer Freundschaften gekittet. Für die Anzahl der Nachkommen, die ich gestiftet habe, müsste ich einen Preis kriegen.“ Lassnig selbst lebt allein. Mit ihrer Kunst. Enthusiastisch erinnert sie sich an ihre Zeit in New York, an winzige Atelierräume mit herrlichem Blick über die berühmte Skyline. „Dort ist alles groß, auch die Möglichkeit, die jeder hat. Hier regiert der kleine Neid unter den Künstlern. Wie ich festgestellt habe, dass sich daran nichts geändert hat, habe ich sofort bereut, zurückgekommen zu sein.“

Immerhin erhielt sie nach ihrer Rückkehr 1980 an der „Angewandten“ als erste Malerin im deutschsprachigen Raum eine Akademie-Professur, bekam 1988 den Großen Österreichischen Staatspreis. Gibt’s zum 90er weitere Ehrungen? „Hoffentlich nicht“, sagt Maria Lassnig: „Ich habe nie Geburtstage gefeiert. Ich habe schon mit 19 das Gefühl gehabt, alt zu sein.“ (gunn/apa)

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