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Was bedeutet Kunst für Sie?
Zunächst Unordnung zu schaffen - und dadurch den Blickwinkel und die Perspektiven auf das vermeintlich Bekannte zu verändern und so neue Türen zu öffnen.

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Was ich höre, was ich sehe, das beeinflusst mich. Das generiert Neues im Gehirn - und trägt zur Kreativität bei.

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Sich selbst treu zu bleiben, sich nicht beirren zu lassen und hungrig zu bleiben in dem Sinn, ein Ziel erreichen zu wollen.
Robert Freund, Malerei
Neue Perspektiven auf vermeintlich Bekanntes
"Ich habe schon als Kind sehr viel gezeichnet und wusste relativ früh, dass ich später künstlerisch tätig sein will. Daher kam der Entschluss nach der Unterstufe des Gymnasiums, in die Glasfachschule in Kramsach zu wechseln, wo es den Schwerpunkt Entwurfzeichnen und Design gibt. Und natürlich wollten die Eltern, dass ich zunächst einmal einen Schulabschluss mit Matura habe. Diese Schule, die ich sehr gerne besucht habe, war für mich die Basis für das Kunststudium, weil ich dort das Gefühl für Materialien bekommen und mit dem Handwerklichen konfrontiert wurde. Sofort auf die Akademie zu gehen, wäre für mich damals zu früh gewesen", erzählt Robert Freund, gebürtiger Tiroler, Jahrgang 1981, der seit 2002 an der Wiener Akademie für bildende Kunst bei Hubert Schmalix gegenständliche Malerei studiert.

(c) Freund
Robert Freund

Warum er sich für diese Richtung der Malerei entschieden hat, erklärt Freund, der nun im siebenten Semester ist und bis Herbst nächsten Jahres sein Kunststudium abschließen will, so: "Die gegenständliche Malerei ist für mich eine gute Möglichkeit, etwas auszudrücken. Natürlich kommen auch abstrakte Elemente vor, da gibt es Überschneidungen. Aber letztlich war das der für mich einzig gangbare Weg."
Mit geistigem Background
Die Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte ist dem jungen Maler sehr wichtig, wie er erzählt: "Ich besuche oft die Gemäldegalerie der Akademie und betrachte die Werke. Man muss dabei natürlich achten, nicht etwas nur neu aufzukochen, sondern Neues zu schaffen. Retrospektive, Introspektive, Vorausschau und Konfrontation sind Begriffe, die für mich Bedeutung haben und mir wichtig sind."

Und Robert Freund hält auch sein Unbehagen am heutigen Kunstschaffen fest: "Es wird gleich die Gebrauchsanweisung mitgeliefert. Das versuche ich auszusparen, denn Kunst soll ja über die bloße Mitteilung hinausgehen. Und auch der Rezipient soll etwas zur Bedeutung eines Kunstwerks beitragen - wenn er will."
Offenheit in vielfacher Bedeutung
"Es ist immer ein abgeschlossenes System, das nicht nur eine Bedeutung, sondern mehrere hat. Es ist eine Unordnung - und aus dieser Unordnung kann aber wieder etwas entstehen. Vieles, was in den Bildern vorkommt, hat auf den ersten Blick nicht immer einen Bezug zueinander. Aber durch das Sickernlassen der Inhalte bekommen diese Bilder einen Bezug und eine Vernetzung zueinander. Die Vernetzung findet durch den Betrachter statt, der ja etwas anderes denkt als ich. Ich arbeite mit einem Vokabular, das Möglichkeiten eröffnet und nicht abschließt", versucht der junge Künstler seine Arbeiten zu charakterisieren.

"Wichtig ist es, nicht der Versuchung zu unterliegen, den geradesten Weg zu gehen, nicht irgend etwas zu machen. Manchmal bedarf es auch der Umwege, um in einem Werk Bedeutung zu erlangen", lautet Freunds künstlerisches Credo.
Mit "Triebwerkschaden" bei "REAL"-Schau
"Das ist eine Serie, die vor etwa ein einhalb Jahren entstanden ist und inzwischen etwa zehn Bilder umfasst. Ich setze mich darin mit Zeichen auseinander und gebe ihnen eine neue Bedeutung gebe. Wenn man zum Beispiel einem Schraubenschlüssel eine gewissen Größe, die er so in der Realität nicht hat, gibt, erhält er eine andere Bedeutung, wird zu einem bildgestaltenden Element", erläutert Robert Freund seine Serie "Triebwerkschaden", aus der Arbeiten im Rahmen der neuen Ausstellungs-Reihe "REAL.Junges Österreich" derzeit in der Kunsthalle Krems zu sehen sind.

(c) Freund
"Triebwerkschaden 7" (Ausschnitt): "Diesen Namen habe ich deshalb für die Serie gewählt, weil es in sich geschlossene Systeme sind. Aber es stellt sich die Frage: Funktionieren sie - und wo ist der Zusammenhang?", so Robert Freund.

"Ich verwende hier Farben, die man mit Werbegrafik, mit Plakaten in Verbindung bringt. Wir leben ja in einer nahezu inszeniert. Und das sind auch meine Bilder. Sie bilden eine eigene Welt, die Bezüge zu unserer realen Welt herstellt. Aber in meiner Welt spielen sich eben Dinge ab, die im der realen Welt nicht möglich wären. Ich komme immer wieder auf dieses Thema zurück, weil es mich offenbar beschäftigt", so Freund, der von Kunsthalle-Chef Belgin Tayfun mit fünf großformatigen Arbeiten für diese Ausstellung ausgewählt wurde.

(c) Freund
"Triebwerkschaden 6" (Ausschnitt): " In der Musik gibt es ja auch verschiedene Tonarten. Und Farbe hat ebenfalls eine Information", erklärt Robert Freund.

Erste Malerei-Präsentation in Odessa
Vertreten war der junge Künstler mit seinen Arbeiten bereits bei mehreren Ausstellungen, so u.a. mit Arbeiten auf Papier in der Wiener Young Arts Gallery (2003), bei der Schau "Die blaue Donau und das Schwarze Meer" im Literaturmuseum Odessa/Lanjerovskaja (2003), mit Tuschezeichnungen bei "line-spot" in der Wiener Black Dragon Society und bei der Schau "Exchange" in der Akademie, die beide im Vorjahr stattfanden, sowie heuer bei einer Gruppenschau ebenfalls im Rahmen der Akademie.

"Bei der Schau in Odessa, die Assistent Peter Tresseler initiierte, habe ich erstmals meine Malerei gezeigt. Und dort hing auch eines der ersten 'Triebwerkschaden'-Bilder. Das war so etwas wie eine Initialzündung", erklärt Freund.

(c) Freund
"Triebwerkschaden 5" (Ausschnitt): "Unordnung interessiert mich. Bei diesem Bild, einem der ersten dieser Serie, herrscht noch sehr viel Unordnung. Aber wie man sieht, ist etwas daraus entstanden", stellt Robert Freund fest.

Kompromisslos der Malerei verpflichtet
Seine Zukunft sieht das junge Talent, das heuer mit dem Meisterschulpreis für Gegenständliche Malerei der Akademie der Bildenden Künste ausgezeichnet wurde, als freischaffender Künstler:

"Ich will meine Zeit der Malerei widmen ohne nachdenken zu müssen, wie ich überlebe. Und ich bin davon überzeugt, dass es so sein wird. Die Frage ist nur, wie lange es bis dahin dauert. Aber ich möchte mir treu bleiben und meinen Weg gehen", bekräftigt Robert Freund.
Text: Matthias Osiecki
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