Mit sensibler Zunge ist man immer König
Künstler Paul Renner weckt in Feldkirch die Sinne - mit Thunfisch und Schweinen
Feldkirch (VN-cd)
Man erforschte die Sterne, liebte die Alchemie und dabei vor allem auch
jene, die das scheinbar Banale nicht im Versuchsglas, sondern im Gaumen
zum Edelsten wandelte. Freilich waren derlei Erfahrungen nicht jedem
vergönnt, aber die Epochen der Renaissance und des Barocks waren
lustbetont. Bei aller Nähe von Leben und Tod. Der Vorarlberger Künstler
Paul Renner ist seit Jahren unterwegs, die Vorzüge jener Lebensphilosophie zu preisen und anzuwenden.
Um
Fehlinterpretationen gleich auszuräumen sei erörtert, dass damit nicht
unbedingt oder nicht nur ein üppiger Lebenswandel gemeint ist, sondern
dass die Auseinandersetzung mit sinnlichen Erfahrungen der Zunge oder
des Auges auch jene des Geistes mit einschließen. Sprich: Wenn Renner
in sein "Gastrotheater" lädt, das er seit der Zusammenarbeit mit den
britischen Autoren Medlar Lucan und Durian Gray inszeniert, gilt es
auch Texte zu hören oder Bilder und Objekte zu sehen. "King Lear"
In der Wiener
Kunsthalle wurden solche Veranstaltungen abgehalten, im Salzburger
Museum der Moderne soll es im Sommer eine geben, zuvor aber auch eine
in Feldkirch. "Könige, Bettler,
Narren" lautet das Motto des Feldkirch-Festivals, in das der Abend
eingebunden ist. Renner erhob Shakespeares Drama "King Lear" zur
Grundlage des Treibens und hat damit gleich alle drei Figuren am Tisch.
Das heißt, an den
nach den Himmelsrichtungen aufgestellten Tischen werden 160 Personen
Platz nehmen und erst am Ende des Mahls wird man in Erfahrung bringen,
zu welcher Personengruppe man gehört. Dazu ist erneut der
Geschmackssinn zu aktivieren, der zuvor geschult wurde. Etwa bei
Thunfisch, der während eines regelrechten Rituals vor Sizilien gefangen
wurde und gefüllten Schweinen, wie sie nur noch wenige italienische
Meister zuzubereiten verstehen. Renner kennt sie, er ist ja schon seit
Jahren forschend und kostend unterwegs.
Paul Renners Menü
wird im Rahmen des Feldkirch-Festivals zum Thema "Könige, Bettler,
Narren" am 7. und 10. Juni im Pförtnerhaus aufgetischt. Paul Renner und die weiteren Protagonisten des "Hell Fire Dining Club", Medlar Lucan und Durian Gray. (Foto: VN/Dietrich)
Den Einklang von Leben und Kunst übernehme ich nicht einfach aus früheren Epochen, aber ich zitiere ihn.
PAUL RENNER
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