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25.07.2003 - Kultur News
Salzburg: Nackte Männerskulptur verhüllt
Entrüstete Spitzen der Stadtpolitik von SPÖ, ÖVP und FPÖ wollten das "skandalöse" Objekt von der Feuerwehr entfernen lassen. Rupertinum Direktorin Husslein ist "schockiert über das Vorgehen einzelner Politiker".


SALZBURG (ag.). Neuerlich sorgte die nackte Männerskulptur mit erigiertem Penis auf dem Max-Reinhardt-Platz vor dem Museum der Moderne Salzburg Rupertinum und dem Kleinen Festspielhaus in der Stadt Salzburg für Aufregung. Entrüstete Spitzen der Stadtpolitik von SPÖ, ÖVP und FPÖ wollten dieses "skandalöse" Objekt von der Feuerwehr entfernen lassen, was aber am Widerstand der Künstler der Gruppe Gelatin scheiterte, die sich auf ihr Werk setzten. Schließlich wurde die Figur des "Arc de Triomphe" mit grauem Plastik verhüllt.

Wasserspender und Auffangbecken

Die Basis dieses Werkes von der Gruppe Gelatin ist aus Hölzchen, Einrichtungsresten und Spucke zusammen genagelt, während die sie krönende menschliche Figur, die ganz körperlich eine Brücke zwischen den beiden Torsäulen schlägt, eine fleischfarbene Plastilinhaut zur Schau trägt. Zu allem barocken Überfluss ist der Triumphbogen auch noch mit einem Brunnen gepaart, so dass der pudelnackte Mann als "geschlossenes System" - zugleich als Wasserspender aus dem Penis und Auffangbecken im Mund fungiert.

"Dummer PR-Gag"

Es handle sich bei dieser Skulptur um einen dummen PR-Gag von Rupertinum-Direktorin Agnes Husslein-Arco, meinte Bürgermeister Heinz Schaden (S). Die Fantasien Hussleins sollten nicht öffentlich zur Schau gestellt werden. "Die Art der Darstellung sprengt alle Formen der öffentlichen Kunst", kommentierten Vizebürgermeister Karl Gollegger (V) und Siegfried Mitterdorfer (F) die Skulptur. Diese drei Herren waren es auch, die das "skandalöse" Werk entfernen lassen wollten, weil angeblich keine Genehmigung dafür vorhanden gewesen sei.

"Schockiert über Politiker"

"Stimmt alles nicht", konterte Husslein bei einer Pressekonferenz. Sie hätte alle notwendigen Genehmigungen erhalten und selbst am Montag habe noch eine Begehung stattgefunden, bei der nichts beanstandet worden wäre. "Kunst muss frei sein. Ich bin schockiert über das Vorgehen einzelner Politiker", so Husslein, von der nach eigenen Angaben die Idee zu dem Projekt stammt, für das sie die volle Verantwortung übernimmt. "Die Freiheit der Kunst steht über allen Dingen. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten", meinte Kulturlandesland Othmar Raus (S).

Präsentation am Vormittag

Die ursprünglich für den Abend vorgesehene öffentliche Präsentation fand - unter teilweiser Entrüstung (vor allem der verantwortlichen Politiker) und zum Gaudium vieler Zuseher - schon am Vormittag statt. "Schad' drum - versteh die Aufregung überhaupt nicht", meinte eine etwas betagte Dame, die über die Skulptur nur schmunzeln konnte. "Ach was, da müsste ja auch im Zwergerlgarten (im Mirabellgarten) alles verhängt werden." - "Da sind halt die Dinger (Penisse) etwas mickriger und vielleicht stören sie deshalb niemanden", meinte eine andere Dame. "Sollten's halt gleich sämtliche antike Figuren verhängen. Oba bei nackten Frauenstatuen - vielleicht noch mit großen Brüsten - regt sich keiner der Herren auf", ein weiterer weiblicher Kommentar. "Da hobst völlig recht ghobt, des Zeig gheat weg", so ein entrüsteter Herr zu den anwesenden Politikern. "Spricht wohl der Neid aus Ihnen", konterte ein lachender 40er.



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