(01.10.10)
Galerie Hartmann
Harald Grünauer 16.09.10 bis 06.11.10
Zeichen Bilder
Nach
wie vor findet das Medium der Zeichnung als Solo-Programm selten
Beachtung. Liegt es daran, dass andere Flächenkünste wie Fotografie,
Video oder Digital Art inhaltliche Diskurse spontaner evozieren? Für
seine Einzelausstellung entwickelte Harald Grünauer (*1968) ein
visuelles Konzept zu Spuren, multiplen Momenten, Bedingungen und
Schnittbildern. Dabei hinterfragt er Subjekt und Objekt in der
Erfahrungswirklichkeit von zeitlichen Abläufen.
Der französische Philosoph Henri Bergson prägte 1907 den Begriff
„élan vital“: biologische Prozesse beeinflussen eine schöpferische
Lebenskraft, die sich als strukturelle Formbildung und Differenzierung
manifestiert. Jene These ist ein möglicher Ansatz, sich den
elaborierten Werkgruppen Grünauers anzunähern. In den vergangenen zehn
Jahren hob er in seinen Projekten die Grenzen zwischen Bildhauerei,
figurativer Malerei und abstrakter Zeichnung auf. Die multi-mediale
Auseinandersetzung mit „Zeitmaschinen“ erfolgte kontextuell durch Film
und Video, um eine Drei- und Mehrdimensionalität auszureizen. In Folge
können die Statements als subtile Kritik an einer akribischen
Forschungsspraxis verstanden werden, in der jedes Detail nach einer
(bild)wissenschaftlichen Erklärung verlangt.
Mit dem Zeichenstift und Pinsel setzt Harald Grünauer auf Karton
dünne oder kräftigere Farblinien, durch die expressive, leuchtende
Formen entstehen; schraffierte Flächen verorten die Objekte.
Eigenständige Codes akzentuieren die performative Qualität seiner
Bildsprache. Durch die minutiöse Informationsverarbeitung schaffen
seine klein- und grossformatigen Bilder eine ästhetische Spannung: oben
und unten einer traditionellen Wahrnehmung werden aufgehoben, jede
individuelle Lesart eröffnet weitere Assoziationen. Allerdings birgt
die hohe Kompositionsdichte mitunter eine Obsession, die
Zweidimensionalität dieser Arbeiten unbedingt sprengen zu wollen. Die
Ausstellungsgestaltung selbst beeindruckt durch eine Stringenz der
konstruktivistischen Zeichnungen, welche raumgreifend die Galeriewand
als temporären Bildträger unmittelbar miteinbeziehen.
Leon Gumil Hainzl
![](00092707-Dateien/linie_478.gif)
Galerie Hartmann 1020 Wien, Gredlerstaße 2
(Post: Obere Donaustraße 97-99/3/4) Tel: +43 (0)1 715 26 28 email: info@galerie-hartmann.at http://www.galerie-hartmann.at Öffnungszeiten: Di - Do 14 - 18 Uhr, Fr 14 - 20 Uhr, Sa 9 - 13 Uhr
Umgebungsplan by ![](00092707-Dateien/googlemaps.jpg)
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