Der deutsche Malerstar Neo Rauch von dem Bild "Der Reiter" in seiner Ausstellung "Begleiter"
Der Leipziger Oberbürgermeister ist da, der Museumsdirektor sowieso, das Presseamt auch. Es ist nicht so, dass Leipzigs berühmtester Bürger Neo Rauch sich ansonsten in seiner Heimatstadt versteckt. Aber so gerne gibt er keine Interviews, und wenn er sich schon bereiterklärt, ausländische Journalisten durch seine Ausstellung zu führen, dann bedarf das einer gewissen Entourage.
Sechzig Bilder sind anlässlich seines 50. Geburtstags im Museum der bildenden Künste Leipzig zu sehen, sechzig weitere in in der Münchner Pinakothek. So viel Rauch, wie noch niemals gleichzeitig zu sehen war, das freut den Künstler: "Die Bilder sind ja keine Freunde, sondern Kinder. Die Wiederbegegnung mit diesen Geschöpfen ist etwas sehr Anrührendes, weil sie sich meinem erzieherischen Zugriff entzogen haben", sagt er.
"Ärgere mich jeden Tag"
Da hängen sie nun, großformatig, wuchtig, surreal und bunt. "Gibt es den Wunsch, noch mal zum Pinsel zu greifen und etwas zu ändern?", wird Rauch gefragt. Er lächelt seufzend: "Zu Hause habe ich nicht viele Bilder von mir, denn da ärgere ich mich jeden Tag. Dauerhafte Sicherheit und Friedensschluss muss mehr über den Verstand herbeigeführt werden als über den Gestaltungswillen." Soll heißen: Irgendwann muss das Bild raus, sonst wird es nie fertig.
Und draußen wird ja auch ein jedes seiner Werke ehrfürchtig erwartet. 600 Interessenten raufen sich um jene 15 Bilder, die er jährlich freigibt. Die Preisspanne liegt zwischen 80.000 und 680.000 Euro pro Bild. Vor allem in den USA wird der Deutsche hymnisch gefeiert. Warum, das kann er sich auch nicht ganz erklären.
"Die weltweite Resonanz wundert mich sehr. Gegründet habe ich meine Existenz im Bestreben, eine Position als Sonderling auszubauen." Andererseits findet er "In den USA ist man nicht so grauenvoll verkopft wie in Deutschland, wo vor allem Linientreue belohnt wird."
Stellvertreter
"Vielleicht verstehen die Amerikaner Ihre Bilder besser als die Deutschen", wendet jemand ein. Wie bitte? Verstehen? All diese fliegenden Menschen, brennenden Häuser, berstenden Kutschen verstehen? Rauch versucht, seine Erschütterung nicht zu zeigen. "Wenn ein Bild verstanden wird, ist das ein künstlerischer Unfall." Er selbst weiß auch nicht immer, was passieren wird. Oft seien Figuren zu sehen, die "irgendwann angeklopft haben". Niemals male er sich selbst, sondern allenfalls "Stellvertreter".
Also könne man auch nicht sicher sein, sagt Rauch, ob er selbst oder ein anderer jener auf dem Bild Krönung I sei, das als Sujet für das Ausstellungsplakat gewählt wurde und vor dem Rauch jetzt steht. Ein Mann wird gekrönt, aber auch zu Boden gedrückt. "Huldigung und Angst" zugleich sieht Rauch.
Ihm geht es darum, "die phänomenale Fülle der Welt auf der Leinwand zu verwalten". Sein tatsächliches Alter versucht er dabei zu vergessen: "Man muss das Kind in sich wachrufen, ein achtjähriger Junge sein."
Überhaupt, dieser verdammte runde Geburtstag. Rauch ist froh, wenn der ausgefeiert ist. Dann will er sich wieder mehr Freiheit gönnen. Wofür? Wozu? Er weiß es noch nicht. Aber sie soll auf jeden Fall "in exzellenten Anarchismus münden". (Birgit Baumann aus Leipzig, DER STANDARD, Printausgabe, 21.04.2010)
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