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derStandard.at | derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
12. November 2008
13:51 MEZ


 

Noch Ausstellungshalle, bald schon Messefläche.


Albertina: Neues für die Learjet-Klientel
Klaus Albrecht Schröder erprobt neue Einnahmequellen: Die Kunstmesse "Art Albertina" kommt 2009

Wien - Jetzt ist es raus: Die neun Räume der im Untergeschoß der Albertina liegenden Basteihalle werden in dezentem Grau und Malve gehalten sein, wenn vom 23. bis 27. September 2009 die erste "Art Albertina" ihre Besucher empfängt. Ende Mai hatte der Standard bereits über die ersten Pläne zu dieser neuen, ausschließlich auf das Medium Zeichnung spezialisierten Wiener Kunstmesse berichtet.

Man orientiert sich am Vorbild des jährlich im Frühjahr in Paris stattfindenden "Salon du Dessin" , und der vom Hausherrn Klaus Albrecht Schröder geforderte Qualitätsanspruch ist ein hoher. Das Teilnehmerfeld wird ausnahmslos aus der Spitze des internationalen Handels rekrutiert, Österreich bleibt eine Minderheit. Derzeit ist nur Christian M. Nebehay fix.

Gegenüber dem Standard hatten Kathrin Bellinger (Colnaghi/Bernheimer, London/München) und Bruce Livie (Arnoldie Livie, München) noch vor kurzem eine Reise an die Donau verneint. Auch aktuell finden sich diese beiden Paris- und Maastricht-Veteranen nicht unter den ersten zwölf bekannten Teilnehmern.

Neben Thomas Le Claire (Hamburg) kommen erstmals Gagosian (New York), Hauser & Wirth (Zürich) sowie Thaddaeus Ropac (Paris, Salzburg) nach Wien. Damit ergibt sich gegenüber der ersten Eingrenzung von Michelangelo bis van Gogh eine Justierung zum 20. Jahrhundert und Zeitgenössischen.

Die Rollen sind derzeit klar verteilt: Mit der Messeorganisation ist Wolfgang Pelz betraut, er veranstaltete heuer auch die Art Austria (Museumsquartier), das hier fehlende inhaltliche Know-how stellen Klaus Albrecht Schröder und sein Kuratorenteam. Dieser Beirat wird nicht nur als Jury fungieren, sondern nimmt auch allfällige Anwärter unter die Lupe. Die bis jetzt erfolgten Zusagen sind verbindlich und inkludieren auch eine Anzahlung, entsprechend dem Standard: vorliegender Unterlagen im Umfang von rund 30 Prozent der Gesamtaufwendungen je Aussteller.

Der Quadratmeter ist demnach mit 1200 Euro veranschlagt. Netto. Womit die Art Albertina aus Sicht der Kunsthändler und Galerien schon im Vorfeld wohl das Attribut "teuerste Kunstmesse der Welt" verdient. Über die auf derzeit 36 Kojen verteilten 400 Quadratmeter reiner Ausstellungsfläche könnten theoretisch 460.000 Euro eingespielten werden. Ein Budget, das Messeorganisator Wolfgang Pelz gut brauchen können wird, denn Learjet-weise, so tat er kund, sollen internationale Sammler eingeflogen werden.

Mit der Albertina als Austragungsort und Klaus Albrecht Schröder als Galionsfigur hat man anderen heimischen Messeformaten jedenfalls einiges voraus. Und doch ist es mutig, denn im Gegensatz zu Frankreich hat Österreich derzeit keine einschlägig engagierte Sammlerszene vorzuweisen. Somit ist internationale Klientel gefragt, die wiederum nur von der obersten Händlerriege angelockt würde.

Die sprichwörtliche Katze beißt sich also in den Schwanz, denn ohne diese Teilnehmerkategorie wäre die Messe schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt. Abseits solch ungelegter Kunstmarkt-Eier muss der Handel zeitgleich die steigende Anzahl an Messen auch mit entsprechender Ware bestücken können.

Mengenmäßig sind die infrage kommenden Künstleroeuvres - mit Ausnahme Zeitgenössischer Kunst - bei Zeichnungen aber massiv eingeschränkt. (kron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.11.2008)

 

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