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Illustration

Ausländer im Topf

(cai) Welcher Künstler kann wohl von sich behaupten, seinetwegen wäre nie ein Baum zu Schaden gekommen? Der Jun Yang hat natürlich auch einige auf dem Gewissen. Als er jetzt ein paar "Ausländer im Topf" (was übrigens keine kannibalische Speise ist), nämlich exotische Zimmerpflanzen nachgebastelt hat, hat er da etwa baumfreundliches Plastik genommen? Nein: Karton! Einen Exbaum! Um eine Attrappe der Natur herzustellen, geht es dem Original an die Wurzel. Gut, weitaus ironischer ist es, dass für die Landschaftsaquarelle der Hobbyromantiker ganze Wälder abgeholzt werden. So ein weißes Blatt entsteht ja nicht, weil frei herumschwirrende Papiermoleküle sich plötzlich sympathisch finden.

Ich will gar nicht wissen, wie viele Bäume flachgelegt worden sind für Yangs Kulissenhäuschen. Die Neonschrift über dem Eingang verheißt eine bessere Zukunft ("a better tomorrow"). Im Film, der drinnen läuft, geht’s dann um Wohnen und Utopie, Auswandern und Hoffnung. Yang, dessen chinesische Eltern mit ihm nach Wien emigriert (und unlängst wieder retourgewandert) sind und hier eine Filiale vom Land der Flühlingslolle, ein Chinarestaurant, betrieben haben (Stäbchen? Nicht grad waldschonend), sinniert äußerst animierend über "die Gesellschaft" (die er sehr persönlich nimmt) und darüber, dass wir doch alle vom selben träumen: nicht vom Riesengermknödel, aber vom Haus mit Garten. Und der Himmel über dem irdischen Paradies ist mit demselben Technicolorpinsel gemalt worden wie das Märchenland Oz.

Raum aktueller Kunst
(Eschenbachgasse 11)
Jun Yang
Bis 18. August
Di. bis Fr. 13 bis 18 Uhr
Sa. 11 bis 15 Uhr
Wohlüberlegt.

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Mysteriöser als Teppiche

(cai) Teppiche sind oft ziemlich unergründlich. Stille Muster können ja verdammt tiefsinnig sein. Und nicht zu verstehen, was einem der eigene Bodenbelag sagen will, ist keine Schande. Das gilt auch für die Kunst. Die Bilderrätsel von Markus Oehlen (dichte Gespinste aus Ornamenten und mysteriösen Objekten) sind womöglich eh gar nicht zu lösen. (Die einsame Felge ist aber sicher eine ganz abgefahrene Metapher.) Angenehm ästhetisch, ein bissl voll vielleicht.

Galerie Hohenlohe
(Bäckerstraße 3)
Markus Oehlen
Bis Ende August
Mo. bis Fr. 11 bis 18 Uhr
Sa. 11 bis 15 Uhr
Bummvolle Bilder.

Mittwoch, 08. August 2007


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