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Blaue Gedichte im Raum

Die Farbe blau bleibt die Obsession von Christopher Grüner. Wie er mit ihr umgeht, ist aber völlig neu.

INNSBRUCK (schlo). In seinem Atelier zeigt Grüner seine jüngsten Wandarbeiten. Als "Bild gewordene Geistigkeit" bezeichnet Martin Marberger die Kunst seines Freundes, die viel mit der Lyrik eines Paul Celan zu tun habe, so Grüner. Dessen Sprachgitter werden in seinen Objekten zu Formgittern, die unbestimmt im Raum surfen, sich ständig wandeln mit der Intensität des Lichts, der Position des Betrachters.

Als Zeitskulpturen sieht Grüner seine Siebdrucke auf Glas, die nicht nur vielschichtig deutbar, sondern real vielschichtig sind. Ihre vier bis sieben Ebenen wachsen zu einer fragilen Einheit zusammen, zu labilen Raumgebilden, deren zerbrechliche Ästhetik zwar einer geometrischen Ordnung folgt, die allerdings durch Spiegelungen relativiert wird.

Sehnsucht nach Klarheit lasse ihn diese Ordnungen suchen, so Grüner, der auch seit Jahren immer wieder zu seinem Blau zurückfindet. "Denn wenn man sehr viel Blau anschaut, wird die Welt orange, also sehr warm", so der Künstler, der eigentlich ein Philosoph ist.


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Atelier Grüner, Innstraße 15, Innsbruck; bis 9. Juli, Montag bis Freitag 9 bis 12, Donnerstag 18 bis 22 Uhr oder Tel.: 0664/5309112
2004-06-30 17:31:01