Die bunte und nicht unprovokante Welt von Cornelius Kolig - nun in Innsbruck zu begutachten.
Innsbruck - Wenn in der Früh die tiefe Wintersonne hinter dem Patscherkofel aufgeht und das Licht durch das große Fenster fällt, erstrahlt der Raum in sattem Pink, schwärmt Arno Ritter, der Leiter des AuT. Der Grund: Die Fotoarbeit Hochzeitskleid - eine Liegende präsentiert im Kreisrund von pinkfarbenem Stoff, Oberkörper und Kopf davon bedeckt, freizügig ihren nackten Unterleib - auf Transparentfolie zigfach vergrößert, verklebt das Fenster. Das textile Original ziert aber als Rosette die gegenüberliegende Wand.
Künstler Cornelius Kolig hat die Ausstellung Meine Heimat ist mein Körper im Innsbrucker AuT mitkonzipiert und gibt mit zentralen Werken Einblick in sein Paradies. So nennt der Multimediakünstler einen schädelförmig angelegten Gebäudekomplex, den er in Vorderberg, seinem Geburtsort im Kärnter Gailtal, geschaffen hat. Werkstätte, Schaulager und Archiv tragen Namen wie Sixtina, Pantheon, Kuh- bzw. Saustall und Rauschgarten.
Schonungslos konfrontiert Kolig hier den Besucher mit Tabus unserer Gesellschaft. Kopulierende Menschen, Genitalien, Kot, Urin erhebt er zu Kunst. Die Arbeit Erschaffung der Welt zeigt in schmalen Glasvitrinen vergoldete Bleiabgüsse von Exkrementen - und dies samt dem benützten Klopapier der anschließenden Reinigung. Rote Opferkerzen auf einem Alu-Gestell, wie man sie aus Kirchen kennt, sind zu den Buchstaben des Wortes "Fut" zusammengeschoben.
Spende Blut: Das ist eine Vitrine in Kreuzform, und gebrauchte Regeltampons sind durch das Loch in der Verglasung eingeworfen worden. Urinstangen: verschiedenfärbiger Urin, abgefüllt in Kunststoffrohren. Für Cornelius Kolig ist sein Paradies amoralisch - ganz im Sinne von: Es wertet nicht.
Zur Ausstellung im AuT sind Besucher erst ab dem 16. Lebensjahr zugelassen. (Dorothea Nikolussi-Salzer, DER STANDARD - Printausgabe, 8. Februar 2011)
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