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Galerie Koko zeigt unter dem Titel "turn shit into roses" Werke von Karin Birner und Anita Kaiser-Petzenka.
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Vernissage am 6. Oktober.
Wien.
In der seit vier Jahren bestehenden Wiener Galerie Koko hat man sich
auf den Bereich Art Brut, Charity Art und Outsider Art aus Österreich
spezialisiert. Diesen Herbst werden zum ersten Mal zwei
Starkünstlerinnen der süddeutschen Outsider Art-Szene präsentiert.
Euphorie und Depression
"turn shit into roses" ist nicht nur der
Titel eines Werkes von Anita Kaiser-Petzenka, sondern gleichzeitig der
Titel der Schau, die morgen in den beiden kleinen aber feinen
Galerieräumen südlich des Westbahnhofs eröffnet wird. Vier Wörter, in
denen bereits mitschwingt, worin es den beiden mittlerweile arrivierten
"Außenseiterkünstlerinnen" aus Nürnberg beziehungsweise Ansbach in
ihren Werken geht: die Bearbeitung persönlicher, aber auch
gesellschaftlicher "Krisen" durch ihre Kunst.
Die Werke von Karin Birner (geboren 1963), die sie seit Beginn der
90er Jahre mit dem Künstlernamen KOMAMOK signiert, und Anita
Kaiser-Petzenka (geboren 1971) umkreisen den Menschen und die ihm
möglichen Gefühlsextreme in immer neuen Variationen. Dabei stellen die
beiden Künstlerinnen treffsicher nicht nur individuelle Erlebenswelten
dar, sondern thematisieren gesamtgesellschaftliche Zustände.
Subversive Kunst mit hohem Gefühlsfaktor
Birners zumeist auf klare große Formen reduzierte Selbstportraits in
extremen Situationen greifen Themen wie Einsamkeit, Isolation und
Beziehungslosigkeit des postmodernen Individuums auf. Viele ihrer
Gestalten wirken auf den ersten Blick melancholisch, zurückgezogen oder
wie in einen tiefen Schlaf versunken. Doch dies ist nur eine Seite von
Birners Werk – immer wieder geht es gleichzeitig um ein Aufbegehren
gegen die Widerständigkeiten des Alltags und ein Sich-Aufbäumen gegen
den depressiven Sog nach unten. "Work don't cry" heißt nicht zufällig
der Titel eines der gezeigten Hauptwerke der Nürnbergerin.
![Wirtschaftswunder](00091170-Dateien/821229506.jpg)
Gesellschaftliche Außenseiter tauchen immer wieder auf in den Bildern von Anita Kaiser-Petzenka. (Foto:privat)
Auch Kaiser-Petzenkas Bilder stellen sich mit aller Macht gegen
eigene und gesellschaftliche Bremsen. "Mir darf es gut gehen" betitelt
sie durchaus plakativ eine ihre Malereien. Ihre comichaft anmutenden
narrativen Anhäufungen von kleinen Figuren, Tieren und Symbolen sind
nicht selten mit politischen Botschaften aufgeladen. Sie werden so
nicht nur zu Abbildern eines inneren Antriebs, sondern vielmehr eines
Zeitdrucks, der an äußere Bedingungen geknüpft ist.
Aufrütteln und fesseln
Beide Künstlerinnen adressieren auf sehr direkte Art und Weise
politische, sozioökonomische und psychische Fragen und tun somit das,
was Outsider Art im besten Falle immer tut: Sie rüttelt auf und fesselt
durch ihre Einzigartigkeit. Die klare und kräftige Farbigkeit trägt
dabei besonders zur Ausdruckskraft der individuellen Werke bei. "turn
shit into roses" – das ist nicht zuletzt die humorvolle Anspielung auf
einen künstlerisch-spielerischen Umgang mit Krisen jeglicher Art.
Galerie Koko
Karin Birner
Anita Kaiser-Petzenka
Montag, 27. September 2010 12:11:00
Update: Dienstag, 05. Oktober 2010 15:13:00