Salzburger Nachrichten am 8. Juni 2006 - Bereich: Kultur
Bilder einer Sammlung
Das Museum der Moderne in Salzburg ist dabei, seinen Sammlungsbestand systematisch zu
katalogisieren und digital aufzubereiten. Diese "Neuvermessung" hat bisher
zwei Bestandskataloge "Vom Tafelbild zum Wandobjekt" gezeitigt, deren
zweiter am Mittwoch von Museumsdirektor Toni Stooss vorgestellt wurde.
Während der erste Band 227 repräsentative Künstlerbiografien enthält, sind
im zweiten Band alle 653 Gemälde und Wandobjekte der Sammlung als
Werkverzeichnis alphabetisch aufgelistet. Besondere Aufmerksamkeit widmete man der Provenienzforschung. Dazu hat Susanne Rolinek seit
April 2004 umfassende Recherchen betrieben. Das seit 1983 auf der Basis
der Schenkung des Galeristen Friedrich Welz bestehende Museum hatte bei
den Herkunftsbestimmungen der Bilder keine Aufzeichnungen über die NS-Zeit
geführt. Nun befinden sich noch zwei Bilder in der Sammlung, deren
Herkunft nicht lückenlos geklärt ist. Auf eines, Emil Noldes "Bauer" von
1911, besteht ein Antrag auf Restitution. Derzeit ist man dabei, ein
Dossier zu erstellen, welches die Grundlage für die Entscheidung des
Landes sein wird, ob das Bild zurückgegeben werden muss. Was die Schwerpunkte der Sammlung betrifft, erklärte Direktor Stooss, dass für ein Haus in
der Größenordnung des Salzburger Museums der Moderne kein enzyklopädischer
Ansatz möglich sei. Zentrales Sammlungsthema sei seit je das Menschenbild
in der Kunst. Zudem ist mit der Österreichischen Fotogalerie ein wichtiges
Medium zeitgenössischer Kunst zentral in Salzburg vertreten. Das sei auch
ein Ansatz der weiteren Sammlungstätigkeit, sagte Stoos: wie Künstler
heute mit Fotografie und Neuen Medien umgingen. Weitere Akzente liegen auf österreichischer und besonders Salzburger Kunst, wohingegen
die klassische Moderne schon auf Grund der Marktpreise für Salzburg nicht
mehr erschwinglich ist. Das Museum hat nach Angaben seines Direktors kein
ausgewiesenes Ankaufsbudget, der Ansatz beträgt aber pro Jahr etwa 100.000
Euro. Dazu kommt ein Betrag von rund 36.000 Euro aus dem Titel der
Galerienförderung. Stooss setzt deshalb auf Schenkungen und erwähnte als
Beispiel, dass der Sammler Wolfgang Graninger, der dem Museum schon große
Schätze überlassen habe, auf Grund der Publikationen der Sammlungsbestände
weitere 300 Originalzeichnungen in den Besitz des Museums der Moderne
gegeben habe. Für die Zukunft ist an die möglichst zügige Weiterarbeit der Katalogisierung gedacht.
2007 sollen die Zeichnungen und Aquarelle aufgearbeitet werden. Auch im
Netz (www.museumdermoderne.at) werden die Werke verfügbar sein. Die zwei
Bände des Sammlungsbestands, erschienen im Verlag der Provinz, kosten
zusammen 67 Euro. hb |