Galerien live
Bagger sind Ungeziefer
(cai) Das Texas-Kettensägen-Massaker hat uns ja keine wirklich neuen
Erkenntnisse gebracht. Dass der Mensch aus Körperteilen besteht, hat
man eh schon gewusst. Doch das Mumbai-Schweißbrenner-Massaker (oder
Flammenwerfer?), das hat jetzt enthüllt: Barbieblut ist rosarot. Oder
Barbie schweiß ? Oder sind bloß die pinken Sandalen
zerronnen? Und was Anant Joshi erst dem Spiderman oder dem Hulk angetan
hat! Das ginge als Frühwerk eines Soziopathen durch (Stilrichtung:
Sadismus), der als kleiner Bub halt das Spielzeug von mindestens 25
Kindern gequält hat. Seine Muse ist J. Äh, die Mona Lisa? Nein. (Die
grinst doch nicht so vulgär.) Das Smiley!
Aus deformierten, geschmolzenen Plastikhelden macht er das plakative
Grauen. Architektonische Klumpen etwa. Das soll sicher was ganz
Bedeutendes ausdrücken. Dass die heile Welt eine Illusion ist. Oder:
Kitsch ist blöd und überflüssig (flüssiger als flüssig). Tushar Joag
geht da subtiler (und raffinierter) vor. Öffnet man seinen "Koffer des
Stadtplaners", erhebt sich eine "lustige" Pop-up-Szene: Hai frisst
Markthalle. (Der berüchtigte Immobilienhai?) Ein Kommentar zum
unsensiblen Umgang mit dem Stadtbild von Mumbai. Auch seine
märchenhaften Bilder sind hinterfotzig. Ein katzenartiges Gebäude (ein
Haustier eben) wird von geflügelten Baggern belästigt ("angebaggert").
Im Keller hat sich Hema Upadhyay viel Mühe gegeben, Puzzleteile falsch
zusammenzustecken. Hm. Eine Globalisierungskritik, weil die Teile aus
China sind? Na ja, stimmig ist die Ausstellung ja.
Krinzinger Projekte
(Schottenfeldgasse 45)
India 2: Mumbai
Bis 5. September
Mi. – Fr.: 15 – 19 Uhr
Sa.: 11 – 14 Uhr
Das Fleisch ist außer sich
(cai)Wolfgang Walkensteiner "analysiert" den Körper wie ein
Fleischhauer (der die Anatomie in Unordnung bringt). Zerstückelt eine
dramatisch bewegte Bhutotänzerin. (Mit dem Pinsel.) Wenn er in dieser
packenden Serie nur nicht so dick auftragen tät’ mit den pathetischen
Gebärden, die sich aus dem Fleischknäuel herauswuchten. Seine
"Manischen Massen" dagegen, wo er selbstgekneteten Lehm in gemalte
obskure Fleischlichkeit übersetzt, sind feinschmeckerische, fast
erotische Organe.
Galerie Michitsch
(Opernring 7/12)
Wolfgang Walkensteiner
Bis 5. September
Mo. – Fr.: 10 – 18 Uhr
Printausgabe vom Mittwoch, 19. August 2009
Kommentar senden:
* Kommentare werden nicht automatisch
veröffentlicht. Die Redaktion behält sich vor Kommentare abzulehnen.
Wenn Sie eine Veröffentlichung Ihrer Stellungnahme als Leserbrief in
der Druckausgabe wünschen, dann bitten wir Sie auch um die Angabe einer
nachprüfbaren Postanschrift im Feld Postadresse. Diese Adresse wird
online nicht veröffentlicht.