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29.12.2006 - Kultur&Medien / Kommentare
Kunstlicht: Glücklicher als glücklich
ALMUTH SPIEGLER

N
eues von "documenta"-Koch Ferran Adrià, der sich, je näher die Großausstellung im Juni rückt, immer sicherer wird, kein Künstler sein zu wollen: Erstens, verrät er der "Zeit", werden die Interviews schwieriger, der Kunstjargon komme ihm zu komplex vor. Schließlich möchte er die Leute nur glücklich machen. Was aber, zweitens, seiner Beobachtung nach in der Kunstwelt nicht gut ankäme: "Als ob das verdächtig wäre", beschwert sich der Meister verquirlter Moleküle.

Für Kunst-Kontext-Diskurs-Eskapisten mag das stimmen. Mir jedenfalls ist Glück völlig unverdächtig, scheint es doch weiterhin "letztes Ziel des Menschen" zu sein. Auch wenn es mein eigenes Glück nicht wesentlich hebt, für diese Binsenweisheit Thomas von Aquin zitieren zu müssen. Sei's drum. Dafür will ich auch nicht länger verschweigen, was mich 2007 sehr wohl glücklich machen würde:
[*] Von Galeristen und Galeristinnen nicht mehr ungefragt geduzt zu werden. (Wie komme ich eigentlich dazu? Jung, weiblich, ledig? Dabei bin ich gar nicht so nett, wie ich aussehe.)
[*] Freier Eintritt in die Dauerausstellungen der Museen. (Keine Angst, wir würden trotzdem für Sonderausstellungen mit Picasso, Klee, Mondrian zahlen, kommt klassische Moderne in den Sammlungen sonst ja praktisch nicht vor. Eben. Wie praktisch.)
[*] Ein gepfefferter neuer Markteinstieg der Österreichischen Galerie unter Neo-Direktorin Husslein. (Dass ihren Kollegen in der Innenstadt die [Hasen-] Ohren nur so schlackern.)
[*] Und, bitte, wer auch immer - tut endlich Weltbewegendes mit diesem so verloren wirkenden Künstlerhaus. (Sei es um Himmels willen ein Hallenbad.)

A
nsonsten muss ich zum Schluss noch einmal ganz unfein zitie ren, diesmal Herrn Theodor Fontane: "Wenn man glücklich ist, soll man nicht noch glücklicher sein wollen." Dass das in der Kunst nicht stimmen muss, lesen Sie auch weiterhin an dieser Stelle. Nächstes Jahr.

almuth.spiegler@diepresse.com

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