VN Mo, 30.12.2002

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Kultur 

Verabschiedung von der Kulturschickeria

Mario Dalpra: Unterwegs in Indien

Feldkirch (VN-bl) Andere würden es als Zeichen für Midlife-Crisis deuten, für den Feldkircher Maler, Bildhauer und Performance-Künstler Mario Dalpra ist es schlicht Ausdruck neu gewonnener Stabilität: Er wirkt weniger kämpferisch - und hat sich durch die Heirat mit Zenita Luis, seiner indischen Frau auch privat einem geordneteren Leben verschrieben. Ist er damit auch schon zum arrivierten Vorzeigeakteur in der heimischen Künstlerszene geworden?

Auf diese provokative Frage beginnt das alte Kämpferherz in Mario Dalpra wieder heftiger zu pochen, fast könnte man meinen, einen wunden Punkt getroffen zu haben.

Tatsächlich hat er sich nämlich - nicht zuletzt geprägt durch seine Eindrücke aus zahlreichen Kontakten mit Künstlern in den von ihm bereisten Entwicklungsländern - unwiderruflich von der heimischen Kulturschickeria und deren gebetsmühlenhaft vorgetragener Klage wegen zu geringer Subventionen verabschiedet.

Folklore als Versuchung

Zumindest während der kalten Jahreszeit ist ihm Indien eine zweite private und künstlerische Heimat geworden. Zwar gibt dessen archaische und sehr komplexe Gesellschaftsordnung Mario Dalpra nach wie vor Rätsel auf, dennoch haben vor allem der meditative Charakter und die Energie des indischen Umfelds mittelbar Eingang in sein Werk gefunden.

Dalpra arbeitet nun vor allem daran, das von Träumen und dem Unterbewusstsein induzierte "Wirrwarr von Linien" zu bändigen und aus diesem Material durch Reduktion eine neue Bildsprache herauszuschälen. Gegenüber der Versuchung, die hierzulande momentan populäre indische Folklore in seinen Bildern zu verarbeiten, bleibt er konsequent immun, allenfalls spiegelt sich die Kultur des jeweiligen Gastlandes - wie bereits zuvor in Indonesien oder Brasilien - in seinen Skulpturen wider.

Interkulturelles Projekt

Gemeinsam mit seinem künstlerischen Langzeit-Counterpart Ulrich Plieschnig plant Mario Dalpra ein interkulturelles Projekt mit indischen Künstlern. Aufgrund des Fehlens eines lokalen Kunstmarktes schlagen sich diese häufig in anderen Brotberufen, beispielsweise als Plakatmaler durch.

Plieschnig und Dalpra haben mittlerweile Kontakt zu mehr als zehn dieser Talente geknüpft und wollen diesen in den kommenden Monaten die Gelegenheit zu einer gemeinsamen Präsentation in Österreich vermitteln.

Ab 21. Jänner 2003 wird in Traun bei Linz auf 10.000 m2 eine große Retrospektive mit in den letzten zehn Jahren entstandenen Bildern, Skulpturen und Videos von Mario Dalpra gezeigt.

Mario Dalpra mit seiner indischen Familie.

Mario Dalpra und sein Künstlerkollege Ulrich Plieschnig.




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