Feldkirch (VN-bl) Andere würden es
als Zeichen für Midlife-Crisis deuten, für den Feldkircher Maler,
Bildhauer und Performance-Künstler Mario Dalpra ist es schlicht
Ausdruck neu gewonnener Stabilität: Er wirkt weniger kämpferisch -
und hat sich durch die Heirat mit Zenita Luis, seiner indischen Frau
auch privat einem geordneteren Leben verschrieben. Ist er damit auch
schon zum arrivierten Vorzeigeakteur in der heimischen Künstlerszene
geworden?
Auf diese provokative Frage beginnt das alte Kämpferherz
in Mario Dalpra wieder heftiger zu pochen, fast könnte man meinen,
einen wunden Punkt getroffen zu haben.
Tatsächlich hat er sich nämlich - nicht zuletzt geprägt durch
seine Eindrücke aus zahlreichen Kontakten mit Künstlern in den von
ihm bereisten Entwicklungsländern - unwiderruflich von der
heimischen Kulturschickeria und deren gebetsmühlenhaft vorgetragener
Klage wegen zu geringer Subventionen verabschiedet.
Folklore als Versuchung
Zumindest während der kalten Jahreszeit ist ihm Indien
eine zweite private und künstlerische Heimat geworden. Zwar gibt
dessen archaische und sehr komplexe Gesellschaftsordnung Mario
Dalpra nach wie vor Rätsel auf, dennoch haben vor allem der
meditative Charakter und die Energie des indischen Umfelds mittelbar
Eingang in sein Werk gefunden.
Dalpra arbeitet nun vor allem daran, das von Träumen und dem
Unterbewusstsein induzierte "Wirrwarr von Linien" zu bändigen und
aus diesem Material durch Reduktion eine neue Bildsprache
herauszuschälen. Gegenüber der Versuchung, die hierzulande momentan
populäre indische Folklore in seinen Bildern zu verarbeiten, bleibt
er konsequent immun, allenfalls spiegelt sich die Kultur des
jeweiligen Gastlandes - wie bereits zuvor in Indonesien oder
Brasilien - in seinen Skulpturen wider.
Interkulturelles Projekt
Gemeinsam mit seinem künstlerischen Langzeit-Counterpart
Ulrich Plieschnig plant Mario Dalpra ein interkulturelles Projekt
mit indischen Künstlern. Aufgrund des Fehlens eines lokalen
Kunstmarktes schlagen sich diese häufig in anderen Brotberufen,
beispielsweise als Plakatmaler durch.
Plieschnig und Dalpra haben mittlerweile Kontakt zu mehr als zehn
dieser Talente geknüpft und wollen diesen in den kommenden Monaten
die Gelegenheit zu einer gemeinsamen Präsentation in Österreich
vermitteln.
Ab 21. Jänner 2003 wird in Traun bei Linz auf 10.000 m2
eine große Retrospektive mit in den letzten zehn Jahren entstandenen
Bildern, Skulpturen und Videos von Mario Dalpra gezeigt.
Mario Dalpra mit seiner indischen Familie.
Mario Dalpra und sein Künstlerkollege Ulrich Plieschnig.