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»Studiocity« hieß ein temporäres
Ausstellungs- und Diskussionsprojekt, das letzten Winter einige Wochen
lang in einem Büro-Hochhaus am Rande Wiens installiert war. Der
Austragungsort befand sich im neunten Stockwerk des Gebäudes der Austria
Presseagentur aus den sechziger Jahren, das aufgrund seiner peripheren
Lage und seiner für Wiener Verhältnisse exorbitanten Höhe lange Zeit einen
singulären urbanistischen Stellenwert eingenommen hatte. Heute wird die
Rolle dieses Gebäudes als Grenzmarkierung der Stadt gegen Nordwesten hin
zusehends irrelevant, da sich mit den Neubauten auf der sogenannten
Donauplatte, vor allem aber mit dem erst kürzlich unter großem Tamtam
eingeweihten Millenniumstower, dem mit 204 Metern höchsten Gebäude
Österreichs und vierthöchsten Europas, ganz andere Parameter einer
städtischen Verwertungsökonomie in den Vordergrund geschoben haben. Das
wird auch auf kleinerer Ebene deutlich, insofern nämlich die Räume, in
denen »Studiocity« lokalisiert war, durch eine Vermarktungslücke frei
geworden sind: Der Pharmakonzern, dessen Büros bis vor kurzem hier lagen,
ist in den ebenfalls kürzlich eröffneten Andromedatower umgezogen.
Hochhauspolitik in Form von Imagetransfers: was als Diskussionsthema für
diesen spezifischen Ort gedacht war, hatte bereits vorab seine Bestätigung
durch die realen Veränderungen erfahren. Grundthese des Projektes
»Studiocity«, das von Andreas Spiegl zusammen mit den beiden Architekten
Christof Schlegel und Christian Teckert organisiert wurde, war die
medientheoretische Annahme einer sich zunehmend der reinen
Oberflächenbenutzung verschreibenden Stadtpolitik, bei der Eventkultur und
Ereignisstruktur die »lästigen, weil unspektakulären Fragen nach der
urbanen Infrastruktur« scheinbar abgelöst haben. Städtische
Planungspolitik würde sich demnach ähnlich wie das Fernsehen mehr und mehr
auf eine solche Erlebnisprogrammierung konzentrieren, anstatt
Strukturkonzepte zu diskutieren. Nun ist diese These etwa angesichts
der Ereignisse auf dem Wiener Rathausplatz, der jahrein, jahraus von
irgendwelchen Opern-, Festwochen-, Eislauf-, oder
Christkindlmarktveranstaltungen besetzt ist, oder der derzeitigen
Hochkonjuktur von Cineplex-Centers durchaus einleuchtend. Es lag aber
möglicherweise an der Besetzung der einzelnen Diskussionsabende, die als
Referenz an die legendäre »Club-Zwei«-Sendung des ORF als gemütliches
Sitzrund angelegt waren, daß eine ausformulierte Kritik an urbanistischen
Konzepten doch irgendwie in der Luft hängenblieb. Oder anders gesagt: dem
Projekt schien die entscheidende Reibungsfläche zu fehlen, zumal man sich
mit den vorgetragenen Postulaten vorwiegend unter seinesgleichen befand.
Demgegenüber bewegten sich die Arbeiten der teilnehmenden KünstlerInnen
zwischen »neutraler«, site-spezifischer Thematisierung der Örtlichkeit und
expliziteren politischen Positionen, wobei diejenigen Beiträge, die sich
mit dem medialen Eventcharakter beschäftigten, am spektakulären Ort des
APA-Gebäudes eindeutig am besten funktionierten. Ein Gemeinschaftsprojekt
von Alice Creischer, Mona Hahn, Jane Heiss, Andreas Siekmann und Thomas
Winkelkotte behandelte etwa die Beziehungen zwischen verschiedenen
Arbeitsbegriffen und sozialen wie urbanen Effekten. Sie drehten hier den
ersten Teil eines Films, dessen Settings und Storyboards schließlich in
Form einer »abgenutzten« Filmkulisse in der Ausstellung zu sehen waren.
Der Wiener Künstler Oliver Hangl inszenierte eine Reihe von Minidramen,
die als Filmprojektion auf dem gegenüberliegenden Bürohaus zu verfolgen
waren. Dorit Margreiter verfaßte eine Paraphrase auf TV-Soap-Operas, bei
der Kurzstorys der an »Studiocity« beteiligten KünstlerInnen -gesprochen
von professionellen SynchronisatorInnen - in einem Video aufbereitet
wurden. N.I.C.J.O.B. schließlich hat das»Loop«, die Endlosschleife,
buchstäblich gespiegelt und mit dem daraus resultierenden »Pool« - ein
leeres hellblaues Becken wurde in der Ausstellung nachgebaut - eine
Analogie zu einem endlos wiederholten Motiv im amerikanischen Alltagsleben
hergestellt. (29. Jänner bis 26. Februar; »Studiocity« wird in
modifizierter Form - zum Teil mit neuen Arbeiten der teilnehmenden
KünstlerInnen und unter Anpassung des Themas an eine andere städtische
Situation - im Juni im Kunstverein Wolfsburg weitergeführt.)
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