Gerald Matt: „Wir haben super Geld aufgerissen“
Hedwig Kainberger Wien (SN). Die Widersprüche um das Buchprojekt des Direktors der Kunsthalle Wien, Gerald Matt, verfestigen sich. Wie berichtet, hat er Mitarbeiter der Kunsthalle monatelang eingesetzt, um das Buch „Österreichs Kunst der 60er Jahre“ zu gestalten, mit dem ihn das Parlament beauftragt hatte.
Gerald Matt persönlich sei der Auftragnehmer für das Buchprojekt sowie für zwei Ausstellungen, versicherte Gottfried Marckhgott, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Parlaments, am Montag. Für Kosten des Buchs seien 32.500 Euro und als Honorar für Gerald Matt 15.000 Euro zugesagt worden und bereits überwiesen. Der Vertragspartner des Parlaments sei Gerald Matt und nicht die Kunsthalle, beteuert Marckhgott. Auch andere Aufträge des Parlaments an Kuratoren wie Stella Rollig oder Peter Pakesch hätten nichts mit den von diesen geleiteten Institutionen – Lentos in Linz und Joanneum in Graz – zu tun.
Ende der Vorwoche hatte Gerald Matt im SN-Gespräch versichert, jeder Mitarbeiter der Kunsthalle, der am Buch gewirkt habe, werde dafür gesondert honoriert. Dem „profil“ zufolge gibt es laut Matt dafür ein Zeiterfassungssystem, „das exakt jene Zeiten aufzeichnet, in dem sich Kunsthallen-Mitarbeiter der Publikation widmeten“.
Zwar gebe es in der Kunsthalle Wien ein Zeiterfassungssystem, doch „nicht so wie der Herr Direktor zitiert wurde“, erläuterte Geschäftsführerin Bettina Leidl den SN. Damit werde nur „die Anwesenheit der Mitarbeiter festgehalten“, jedoch werde die Arbeitszeit nicht auf unterschiedliche Projekte zugewiesen. Sollte ein Mitarbeiter in seiner regulären Dienstzeit für das Buch „Österreichs Kunst der 60er Jahre“ gearbeitet haben, „wird das nicht extra ausgewiesen“, sondern „das wird von der Kunsthalle getragen“. Nur wenn jemand melde, er habe dafür Überstunden gemacht, würden diese von der Kunsthalle Wien weiterverrechnet, und zwar an Herrn Matt persönlich.
Gerald Matt bestätigte dies am Montag: „Die Rechnungen gehen an mich privat“, sei es für Druck, Grafik, Interviews und Redaktion. Auch die Mitarbeiter der Kunsthalle würden je Interview mit 200 oder 300 Euro von ihm entlohnt, dies sei seit jeher mündlich vereinbart, es handle sich also um mündliche Werkverträge.
Ausstellungen und Buch im Auftrag des Parlaments seien vom Vorstand des Trägervereins der Kunsthalle 2009 begrüßt worden, betont Gerald Matt. „Es war immer ein Kooperationsprojekt“, daher sei die Präsentation im „project space“ der Kunsthalle gewesen. Die Verrechnung sei allerdings gesondert, „dafür richtete ich ein eigenes Konto ein“. Eigentlich „haben wir super Geld aufgerissen für ein Buch“.
Die ÖVP Wien kündigte am Montag an, das Kontrollamt um Prüfung der Kunsthalle zu ersuchen. Offenbar missbrauche – nach Peter Noever, der als Direktor des MAK zurücktreten musste – „schon wieder ein Direktor einer Kulturinstitution in Wien das ihm anvertraute Haus und seine Mitarbeiter für private Zwecke“, kritisierte ÖVP-Klubobfrau Christine Marek. Museumsdirektoren als Künstler „Es kann nicht sein, dass sich Direktoren von Kulturinstitutionen immer mehr Funktionen, Standorte und Subventionen aneignen, dann aber kaum ihrer eigentlichen Arbeit nachkommen, sondern diese lieber ihren Mitarbeitern aufbürden und selbst als unabhängige Autoren und Künstler auftreten wollen.“ Die Vorwürfe gegen Gerald Matt seien derart erheblich, dass „weitere rechtliche Schritte“ überlegt würden.