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Kunst für ein intelligentes Publikum

Als Leiterin der landeseigenen Innsbrucker Galerie im Taxispalais hat Silvia Eiblmayr eine neue Ära des traditionsreichen Kunstortes eingeleitet

TT: Wie fällt Ihre Bilanz nach fünf Jahren als Leiterin der Taxisgalerie aus?

Eiblmayr: Ich glaube meinen programmatischen Auftrag erfüllt zu haben. Dieser bestand darin, ein international ausgerichtetes Programm unter Berücksichtigung Tiroler Künstler auf die Beine zu stellen und die Institution als viel beachteten Ort im internationalen Feld zu etablieren. Und beides ist auf verschiedenen Ebenen gelungen, zum einen was junge Kunst, zum anderen was ihre wichtigen Vorläufer auf dem Gebiet der konzeptuellen, politischen und feministischen Kunst wie etwa Valie Export oder Heinz Gappmayr betrifft.

TT: Haben Sie bei Ihrer Programmgestaltung völlig freie Hand oder gibt es da Interventionen von politischer Seite?

Eiblmayr: Ich habe in jeder Beziehung immer die volle Unterstützung durch das Land gefunden. Ausstellungswünsche von außen gab es nur zwei. Die zum 90. Geburtstag von Max Weiler und die zum Achtziger von Paul Flora, der diesen in der von ihm mitgegründeten Galerie feiern wollte.

TT: In letzter Zeit wurde Ihnen von renommierten Kollegen vorgeworfen, ein für Innsbrucker Verhältnisse zu einseitiges, zu videolastiges, zu feministisches Programm zu fahren.

Eiblmayr: Diese Vorwürfe stimmen schlicht und einfach nicht. Unser Programm beinhaltet technisch die gesamte Breite zeitgenössischen künstlerischen Tuns, wobei natürlich die neuen Medien einen breiten Raum einnehmen. Denn Fotografie und Video sind heute nun einmal jene Techniken, in denen sich viele junge Künstler und Künstlerinnen mit dem Heute, mit Politik, mit der Stellung der Frau, mit sozialen und urbanen Problemen auseinandersetzen. Peter Weiermairs Vorwurf, es würde in Innsbruck ein intelligentes Publikum nicht bedient, halte ich für sehr ungerecht, auch unserem Publikum gegenüber.

TT: Ich höre eher den Vorwurf, dass das Programm der Taxisgalerie zu elitär ist, zu wenig den Bauch anspricht.

Eiblmayr: Dagegen spricht, dass wir bei der Lois Weinberger-Schau fast gleich viele Besucher wie bei Paul Flora hatten. Und Weinbergers Kunst ist sicher keine, die sich kulinarisch erschließt. Komplexe Themen sind nun einmal nicht mit einem Bild abhandelbar, fordern das Publikum, brauchen die Auseinandersetzung.

TT: Wie schaut es mit der berühmt-berüchtigten Quote in der Taxisgalerie aus?

Eiblmayr: Wir haben 2000 bis 4000 Besucher pro Ausstellung, was immerhin ebenso viel ist wie sie etwa der Kunstverein der Millionenstadt München hat.

TT: Mit großen Namen ließen sich aber natürlich die Hallen weit mehr füllen.

Eiblmayr: Das stimmt natürlich, viele dieser großen Namen könnten wir uns aber, selbst wenn wir wollten, gar nicht leisten. Was etwa das Kunsthaus Bregenz zeigt, überstiege bei weitem unsere budgetären Möglichkeiten. Trotzdem konnten wir der Galerie eine global ausstrahlende Identität verleihen, etwa durch die erste Ausstellung von Atsuko Tanaka außerhalb Japans oder die Präsentation von Georges Adéagbo, der wenig später einer der Stars bei der Kasseler documenta war.

TT: Ihr Vertrag in der Taxisgalerie läuft noch bis Ende 2007. Was wird dann?

Eiblmayr: Dazu kann ich gar nichts sagen. Ich hoffe nur, dass man eine Institution wie diese weiterarbeiten lässt. Denn eine Galerie, die intelligente Produktionen macht, ist wichtig für das internationale Profil des Ortes und auch für die Künstler vor Ort.

TT: Seit Jahren wird über ein Haus der Kunst geredet. Braucht Innsbruck ein solches?

Eiblmayr: Prinzipiell finde ich Investitionen in die Kultur immer gut. Wesentlich ist aber das Konzept für die Bespielung eines solchen Hauses. Die Mittel, die ein solches braucht, dürfen aber nicht auf Kosten bestehender Institutionen aufgebracht werden.

TT: Und was sagen Sie zur Diskussion über eine Kunstuniversität in Innsbruck?

Eiblmayr: Ich wünschte mir ein ambitioniertes Postgraduate-Studienangebot mit exzellenten Lehrern, die ebenso exzellente Studenten anziehen würden. Dadurch könnte Tirols Position im internationalen Kunstkontext bedeutend aufgewertet werden.
2004-06-24 15:12:38