Artikel aus profil Nr. 25/2002
Nazi Orange

Ein neuer Film dokumentiert Schlingensiefs Wiener Container-Aktion.
Selten war Wien wacher: Auf die einfache, aber überaus effiziente Idee, rechtspopulistische Rhetorik ganz direkt zu dramatisieren (noch dazu an der Ringstraße!), hat Wien gut, nämlich heftig reagiert. Im heißen Sommer 2000 hat Christoph Schlingensief auf Einladung der Festwochen einen Container ins Zentrum Wiens gesetzt, um dort vor aller Augen Show-Abschiebungen zu moderieren, Asylanten „hinauszuwählen“ aus Österreich. Der Filmemacher Paul Poet hat die Aktion dokumentiert: „Ausländer raus – Schlingensiefs Container“ entrollt in vielen Details die ironische Mechanik eines angekündigten Eklats.

Schlingensief-Sympathisanten wie Elfriede Jelinek und Gregor Gysi beteiligen sich am Spiel, dazwischen beschweren sich brüllende Passanten über Nestbeschmutzung und Steuergeldverschwendung, während Anti-Schwarz-Blau-Demonstranten die Situation erstaunlich gründlich missverstehen. Schlingensief fordert beide Seiten heraus, die Rechten und die Linken, das macht seine Aktionen stark, die er, auch das wird hier klar, stets mit hohem Eigenrisiko durchführt. Österreich schlägt zurück: ein Pandämonium, sehr zu empfehlen.

Autor: Stefan Grissemann


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