VN Sa, 16.3.2002

Politik
Lokal
Sport
Markt
Kultur
Welt

Chronik
Notdienste
Wohin
Leserbriefe
TV
Motor
Gesundheit
Immobilien
Karriere
Reise
Feuilleton
Bücher
Wissen u.Technik
VN-Heimat

Anzeigen






Kultur 

Wenn "Umme lupfa" zum Bild wird

Arbeiten von Harald Gfader bei Peithner-Lichtenfels in Wien

Wien (sj) Der Titel "Dissonanzen = 2 Sichtweisen" der aktuellen Ausstellung von Harald Gfader, die derzeit in der Wiener Galerie Peithner-Lichtenfels präsentiert wird, ist durchaus programmatisch zu verstehen. Er verweist auf die Dialektik der beiden im Rahmen der Schau gezeigten aktuellen Werkgruppen des Vorarlberger Künstlers, die innerhalb der letzten drei Jahre entstanden sind.

Die Arbeiten Gfaders im Erdgeschoss der Galerie (Öl/ Papier auf Leinwand) - von klein- bis großformatig - zeigen eine deutliche Tendenz zu einer reduzierteren Farbpalette, zum sparsameren Einsatz von Material gegenüber früheren Werken. In starkem Kontrast zu den vorwiegend hellen Naturtönen der Bildhintergründe in Beige oder Rohweiß steht Gfaders kraftvolle Linienführung seiner Pinselstriche mit schwarzer Farbe. Lassen einige der Arbeiten Konturen gesichtsloser Köpfe und Büsten erkennen und freigelegte Nervenstränge und Adern erahnen, scheint in anderen der Schritt in die Abstraktion vollzogen: chiffren- und kürzelartige Bildelemente knüpfen - in einer zeitgemäßen Neuinterpretation und Weiterentwicklung - sowohl an das Formenvokabular des Informel als auch an Elemente des Graffiti an.

"Tua höfele"

Mit Vorarlberger Ausdrücken wie etwa "Immer usse", "Umme lupfa II" oder "Tua höfele" bezeichnet Gfader übrigens seine Arbeiten, deren Titel - gestempelt oder gemalt - selbst Teil des Bildes werden. Mit der Verwendung des Dialekts verweist der Künstler auf eine gemeinsame Ebene, die sowohl der Mundart im Sprachlichen als auch dem zurückhaltenden Farb- und Materialeinsatz in Gfaders Bildern im Visuellen innewohnt: die Möglichkeit zu einer hoch ausdifferenzierten Subtilität des Ausdrucks.

Die Papierarbeiten dagegen sind vom souveränen Umgang Gfaders mit einem breiten, kräftigen Farbspektrum und einem brachialen, großzügigen Materialeinsatz bestimmt. Dicke Farbklumpen, Farbrinnsale, Drippings und durch collagierte Papier- und Stoffstreifen entstandene Verwerfungen und Faltungen betonen, im Gegensatz zu den Arbeiten im Erdgeschoss, in der der malerische Aspekt überwiegt, den Objektcharakter der Bilder. Verstärkt wird dieser Effekt zusätzlich durch kastenartige Holzrahmen, in denen einige der Arbeiten mit Titeln wie "Around the Corner" und "Out of Ask" als Raumobjekte frei im Kellergewölbe hängen.




Kultur 

Zum Seitenbeginn