Jürgen Fux als Stierwascher
Stierhaut. Die Haut eines frisch geschlachteten Jungstiers ist Material einer sechsstündigen Kunstaktion, die heute ab 12 Uhr auf Salzburger Plätzen stattfindet.
Gudrun Weinzierl Salzburg (SN). Wenn es erst verarbeitetes Leder ist, tragen wir die Haut mit Genuss und Stolz. Solange eine Tierhaut frisch, blutig und ungegerbt ist, wird deren Anblick eine Zumutung. Eine solche Zumutung wagt Jürgen Fux in seiner Aktion „Soizbuaga Stierwoscha“. Da nimmt der Salzburger Künstler sich der alten Geschichte an, als im 16. Jahrhundert die Salzburger unter der Belagerung Not litten und mit einem mehrmals bemalten Stier vortäuschten, keinen Mangel an Lebensmitteln zu haben.
„Stierwaschen“ ist ein Ort und ein Akt der Erinnerung, aber auch – und darum geht es Jürgen Fux – ein Spurenlegen, das im Heute endet. In der Kunstaktion an zehn bis fünfzehn Stationen auf mehreren Salzburger Plätzen wird eine Stierhaut nach und nach ihr Aussehen verändern. Geschüttete Farbe thematisiert das Waschen. „Wir sind Blender, damals wie heute“, sagt Jürgen Fux. „Welche Autos werden durch die Stadt gefahren, die den Leuten nicht gehören? Menschen geben vor, etwas zu sein oder zu haben, was sie nicht sind und ihrem Status nicht entspricht.“
Jürgen Fux ist bei der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich. Als gelernter Metzger, der eines Tages seinem Drang zur Kunst gefolgt ist, wählt er Haut und Leder oft als Bildträger. Im Jahr 2006 stellte er während des Kontracom-Festivals dem Hubschrauber Paola Pivis einen auf dem Dach liegenden Pkw zur Seite. 2009 wurde er während der Festspielzeit in der Hofstallgasse zum „Menschenjäger“.
Provozieren oder andere Künstler stören wolle er nicht, sondern „ich möchte, dass die Leute über ihr Tun und Verhalten nachdenken“, sagt Fux. Aktionen machen einen kleinen Teil seiner Arbeit aus. Zumeist werkt er in seinem Atelier in Grödig, das den Eindruck eines Gewerbebetriebs erweckt. Hier entstehen großformatige Fotografien von oft prominenten Personen; die Bilder werden durch Weglassen von Gesichtsteilen oder Hinzufügen geometrischer Formen verfremdet.