Jahrmarktbude mit Theaterbalkon
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Neumanns "Setting of a Drama" im Augarten. Foto: Belvedere
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Bühnenbildner
Bert Neumann zeigt "Setting of a Drama" im Augarten-Atelier.
Wien.
Erst war Bert Neumann "ein bisschen ratlos". Bühnenräume zu gestalten,
davon versteht er etwas – bei den Wiener Festwochen stattete er aktuell
die Produktionen von René Pollesch ("Peking Opel") und Frank Castorf
("Nach Moskau, nach Moskau") aus. Die Anfrage, eine Ausstellung zu
bespielen, kam da überraschend dazu.
An die Tradition der großen Festwochen-Ausstellungen von einst kann
"Setting of a Drama" im Augarten Contemporary nicht anknüpfen. Doch die
Schau widmet sich konsequent dem Hauptthema des sehr theaterlastigen
Festivals – dem Bühnenraum. Und den hat Bert Neumann, der deutsche
Chefbühnenbildner der Berliner Volksbühne, in Form seiner
Rauminstallation eingefangen. Der Eingang ist mit rot-weiß gestreiftem
Markisenstoff verhängt und erinnert an eine Jahrmarktsbude, eine im
Garten aufgebaute Mini-Bühne weist die Besucher darauf hin, dass bis 29.
August das Theater Einzug in das ehemalige Atelier hält.
Seine ursprüngliche Absicht, originale Kulissenteile zu recyceln,
habe er – mit Ausnahme des rosaroten Neonschriftzugs "Romantic World" –
bald wieder verworfen. Die meisten Ausstattungsteile waren entweder
schon entsorgt oder sie wurden noch auf Bühnen gebraucht.
Modelle & Fototapeten
"Setting of a Drama" ist also nicht einfach ein begehbares Bühnenbild
geworden, sondern ein Sammelsurium aus Mini-Kartonmodellen,
Fototapeten, einem mit Eisenstangen und Brettern gezimmerten zweiten
Stock, der auch als Theaterbalkon benutzt werden kann und unter dem
Stop-Motion-Kurzfilme von Aufführungen oder Aufbauten flimmern. Am Ende
des Parcours gibt es einen Probenraum, der von einer Musikgruppe genutzt
werden soll. Denn Neumann ist wichtig, dass die Räume mit Leben erfüllt
werden, dass Betrachter auch zu Akteuren werden.
Printausgabe vom Dienstag, 08. Juni 2010
Online
seit: Montag, 07. Juni 2010 16:59:23
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