24. September 2009 - 00:04 Uhr · Von Barbara Weis · Schärdinger Volkszeitung

Die ewige Faszination des Dämonischen

Die ewige Faszination des Dämonischen
WERNSTEIN. Der Höhepunkt der Veranstaltungsreihe anlässlich des 50. Todesjahres von Alfred Kubin verlangt klingende Namen. Prof. Ernst Fuchs stellt zu Ehren Kubins in Wernstein aus.

Ein sonniger Septembersonntag in Wernstein: Radfahrer, Wanderer, Bustouristen, volle Gastgärten. Beinahe versteckt in all dem Trubel eine kleine, illustre Veranstaltung: Die Kubingalerie zeigt eine „Hommage an Alfred Kubin“, gestaltet von Malergröße Ernst Fuchs und Rainer Stern, einem Freund und Malergefährten des Meisters.

Große Namen ziehen Persönlichkeiten aus der Politik und natürlich auch die Medien an, dementsprechend ist das G'riss um den Professor und die Reihe der Festredner lang, es ist schließlich Vorwahlzeit. Das Publikum will auf seine Kosten kommen: „Ich habe hier die von Prof. Fuchs illustrierte Bibelausgabe, ob er wohl Zeit findet, sie für mich zu signieren?“ Die Besucherin wird auf später vertröstet, erst kommen die Eröffnungsreden.

Diejenigen, die schon früher gekommen waren, konnten die ausgestellten Werke in Ruhe begutachten. Jetzt tritt man einander auf die Zehen, in dem ohnehin sehr kleinen Ausstellungsraum ist in der Mitte ein großer Tisch aufgebaut: Befremdlich der Überwurf im Leopardenmuster, darauf drapiert Fuchs-Devotionalien: von bunt gerahmten Kunstpostkarten mit Signatur bis zum Mousepad mit Fuchs-Motiv. Hier sind die Übergänge von Kunst zum Kitsch jedenfalls fließend. Aller Hektik trotzend beantwortet Ernst Fuchs einige Fragen für die Leser der Rieder/Schärdinger Volkszeitung:

Volkszeitung: „Welchen Bezug haben die ausgestellten Werke zu Alfred Kubin?“

Fuchs: „Sie sehen hier zwei Bilder, die einen ganz unmittelbaren Bezug zu Kubin haben, was die Wahl der Symbole, beziehungsweise das Bildthema betrifft. Da ist zum einen Mal der „Schlangenmensch“, ein Mischwesen aus Mensch und Tier, wie man es auch bei Kubin oft findet. Und ein zweites Bild zeigt einen Menschen mit einem Skorpion, auch hier gibt es Entsprechendes bei Kubin.“

Volkszeitung: „Die anderen Bilder zeigen Variationen des Themas 'Adler und Schlange', wieso wählten Sie diese Symbole?“

Fuchs: „Ich wollte das Dämonische, Bedrohliche, das eine Parallele zu Kubin darstellt, betonen, und dazu schienen mir diese beiden Tiere mit ihrer Symbolkraft am besten geeignet.“

Volkszeitung: „Können Sie sich erinnern, wann Sie das erste Mal mit Kubins Werk in Berührung kamen?“

Fuchs: „Ich war noch ein Kind und schon sehr fasziniert von Bildern, was allerdings heißt, dass ich damals auch Papierbildchen sammelte. Die gab es in einer Papierhandlung in dem Viertel, wo ich lebte. Eines Tages sah ich dort ein aufgeschlagenes Buch in der Auslage, es war „Klein Zaches, genannt Zinnober“ (ein Kunstmärchen von E.T.A. Hoffmann, Anm.), in der von Kubin illustrierten Ausgabe.“

Volkszeitung: „Welchen Eindruck hinterließen diese Illustrationen?“

Fuchs: “Ich war zu dieser Zeit ungefähr acht Jahre alt und fasziniert von allen Arten von Fabelwesen, Seeungeheuern und ähnlichen Dingen. Hinzu kam dieses Dämonische, das eine ungeheure Anziehungskraft hatte. Natürlich wusste ich damals noch nicht, dass ich es mit Alfred Kubin zu tun hatte. Diese Erkenntnis kam erst später.“

Volkszeitung: „Was hat diese Faszination des Dämonischen für einen Einfluss auf Ihre Kunst?“

Fuchs: „Ich glaube, dass jedem schöpferischen Akt dieses Spannungsfeld zwischen Gut und Böse, Licht und Schatten zugrunde liegt. Durch diese Dualität wird Kunst erst möglich.“

Quelle: OÖNachrichten Zeitung
Artikel: http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/innviertel/schaerding/art14856,264479
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