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Kristall-Andockstation für Raumschiff Gironcoli in Wien

Kunst- und Eventhalle Gironcoli-Kristall im Strabag Haus auf der Donauplatte zeigt ab heute permanent Arbeiten des Bildhauers

Wien (APA) - Langjährige Geschichten können auch ein plötzliches positives Ende nehmen: Heute, Sonntag, wurde in Wien ein Ausstellungsraum für die bisher nicht permanent gezeigten Arbeiten von Bruno Gironcoli eröffnet. In der Kunst- und Eventhalle Gironcoli-Kristall im Strabag Haus auf der Donauplatte sind neun großformatige Skulpturen des Kärntner Bildhauers dauerhaft zu sehen.

Mit der Halle soll die bisher zu kurz gekommene Wertschätzung für Gironcolis Arbeit in Wien ausgedrückt werden, schilderten die Verantwortlichen bei einem APA-Lokalaugenschein vor der Eröffnung.

Seit den 1990er Jahren haben sich knapp ein Dutzend Projekte für einen Gironcoli-Ausstellungsraum zerschlagen, prominent darunter der geplante Standort in Bad Bleiberg in Kärnten. Im Jahr der Biennale-Präsentation Gironcolis (2003) gebar Hans Peter Haselsteiner, Vorstandsvorsitzender der Bauholding Strabag AG, die Idee, in einem Bereich des Strabag-Hauses einige Werke zu zeigen.

Neun bei der letzten Gironcoli-Großausstellung in Wien "Die Ungeborenen" im MAK gezeigte Skulpturen wurden restauriert und sind nun zu Büroöffnungszeiten und nach Vereinbarung zu sehen. Dass die Schau nur einen minimalen Teil des faszinierenden Oeuvres zeigen kann, mindert nicht den Wert eines solchen lange überfälligen Ausstellungsraumes.

Die unbetitelten Polyester-Modelle sind in Silber- oder Goldbronzefarben gefasst und wurden von Gironcoli selbst platziert. Ab dem Herbst sollen auf der Plaza vor dem Strabag-Haus noch zwei oder drei Aluminiumgüsse von Gironcoli aufgestellt werde, schilderte Hallenverantwortliche Barbara Baum.

Im Foyer der luftigen Halle, die für Veranstaltungen vermietet wird, ist eine detailgenaue Dokumentation zu Leben und Arbeit Gironcolis zu sehen. Zum kristallinen Namen kam der derzeit noch neu glitzernde Raum durch die Bauphilosophie der Strabag, die "durchlässig und transparent" wie ein Kristall sein soll.

Bruno Gironcoli, 1936 in Villach geboren, gilt als großer Einzelgänger, der ein komplexes und auch irritierendes Werk mit unverwechselbaren symbolhaften Formen und Chiffren geschaffen hat.

Sein Werk und seine engagierte Tätigkeit als Leiter der Meisterschule für Bildhauerei der Akademie der bildenden Künste in Wien, der er seit 1977 als Nachfolger von Fritz Wotruba vorsteht, hatten großen Einfluss auf mehrere Künstlergenerationen.

Seine Objektarrangements aus Gegenständen des täglichen Lebens wie Putzutensilien, Schuhe, Besteck und Steckdosen wuchsen sich mehr und mehr zu bedrohlichen Maschinenparks aus. Später verdichteten sich die Rauminstallationen zu geheimnisvollen Assemblage-artigen Skulpturen, zu riesenhaften organischen Skulptur-Agglomeraten aus Eisen, Holz und Kunststoff in Gold-, Silber- oder Kupferfarben.

Gironcoli wurde 1993 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet. Große Einzelausstellungen sind eher rar, weil dies angesichts der Größe seiner Objekte auch eine komplizierte Logistik voraussetzt. Die Anlieferung von 16 Skulpturen nur innerhalb Wiens für die MAK-Ausstellung konnte nur über 14 Nächte hinweg in Spezialtransportern erfolgen. Auch die Anlieferung ins Strabag-Haus gestaltete sich kompliziert, schilderte Baum.

Die Strabag bündelt mit dieser Eröffnung ihre bisher im Firmensitz Spittal an der Drau zentrierten Kunstaktivitäten in Wien, die Galerie in Klagenfurt wird geschlossen. Der einmal im Jahr verliehene (und heuer entfallende) Kunstpreis soll kommendes Jahr wieder vergeben werden, im Herbst soll in Wien auch noch eine "Art Lounge" eröffnen, in der vor allem die Kunstpreisträger gezeigt werden sollen. Das Strabag-Kunstforum, das 900 auf 25 Standorte verteilte Bilder umfasst, wird von Wilhelm Weiss geleitet.

Einen weiteren Gironcoli-Ort gibt es in der Steiermark: Die private Sammlung von Objekten aus Afrika von Bruno Gironcoli ist seit 27. Mai im Schloss Herberstein zu sehen.
2004-06-06 11:27:57