diepresse.com
zurück | drucken

14.02.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
Interview: "Die Grenzen sind heute nicht mehr so klar"
Ute Meta Bauer leitet heuer die Berlin Biennale. Sie unterrichtet seit 1996 an der Wiener Akademie.

Eigentlich sind es Nicht-Orte, diese "hubs", sprich "habs". Auf Flughäfen bezeichnen sie Verteilerstellen, an denen Passagiere für Anschlussflüge gesammelt werden - die Transit-Zone also, weder hier, noch dort. Die diesjährige künstlerische Leiterin der Berlin Biennale, Ute Meta Bauer, hat diese hubs für die Kunst vereinnahmt, der Kunstszene ein neues Modewort geboren. Hier passiert die inhaltliche Verknüpfung von Ausstellung und aktueller Situation in Berlin, erklärt die 1958 in Stuttgart geborene Kunst-Theoretikerin. International bekannt wurde Ute Meta Bauer als Co-Kuratorin der vergangenen "documenta 11" in Kassel. Seit 1996 unterrichtet sie als Professorin für Theorie, Praxis und Vermittlung der Gegenwartskunst an der Wiener Akademie der bildenden Künste.

Bei der Vorbereitung der Berlin Biennale habe sie sich besonders auf die Spur der Untergrund-Szene, der Nischenkultur gemacht, die "in Berlin immer besonders rege war", erzählt Ute Meta Bauer. Heute sei dieser nicht-institutionelle Bereich aber nicht mehr so sichtbar. "Wien ist mit Gegenwartskunst überhaupt reicher gesegnet als Berlin", meint die Kuratorin. In der deutschen Hauptstadt fehlen die Orte dafür, das Interesse ist anders gelagert: "Die Diskurse, die in Wien im Museum stattfinden, werden in Berlin im Theater abgehandelt." Dagegen sei die Theaterszene in Wien konservativer.

Mit einem Budget von 1,7 Millionen Euro, zum Großteil aus dem "Hauptstadt Kulturfonds", bespielt Ute Meta Bauer insgesamt 5000 Quadratmeter an drei Orten, darunter auch ein Kino, das für neun Wochen programmiert wurde. Eine echte Herausforderung sei die "Herrschafts-Architektur" des Gropius-Baus gewesen. Werden die in der Ausstellung thematisierten Subkulturen hier nicht wieder institutionalisiert? Genau diese Vereinnahmung will die Kuratorin zeigen: "Die Grenzen zwischen Sub- und etablierter Kultur sind heute nicht mehr so klar wie früher. Die Künstler wissen, wie die Mechanismen funktionieren, reflektieren sie."

Wer die Eröffnung verpasst hat, sollte gegen Ende der Biennale nach Berlin kommen, empfiehlt Ute Meta Bauer: Von 16. bis 18. April ist zum Abschluss ein "Performance Jam" geplant.

© diepresse.com | Wien