VN Sa, 23.11.2002

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Kultur 

Gar nicht klein

Anne Marie Jehle in Batschuns

VON ARIANE GRABHER

Batschuns (VN) Als Anne Marie Jehle im November 2000 stirbt, hinterlässt sie ein Haus, das sie seit ihrer Abreise in die USA 1990 nie mehr betreten hat. Verschlossen steht es da, einem Gesamtkunstwerk gleich, darin das künstlerische êuvre als Nachlass ausgebreitet. Dem bemerkenswerten Leben und Schaffen einer bemerkenswerten Frau und Künstlerin widmet sich im Bildungshaus Batschuns "Eine kleine Retrospektive".

Geboren 1937 in Feldkirch arbeitet Anne Marie Jehle nach der Handelsschule als Sekretärin im väterlichen Betrieb. Bereits in dieser Zeit intensiv mit Bauernmalerei befasst, kehrt sie nach einem Sprachaufenthalt 1965 nach Vorarlberg zurück, um sich fortan nur noch der Kunst zu widmen.

Zwischen 1965 und 1990 sind zahlreiche Ausstellungen in Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Nord- und Südamerika verzeichnet, mehrfach war sie auch in Batschuns zu Gast. 1984 verstarb die Mutter - eine Zäsur im Leben von Anne Marie Jehle. Mit ihrer Abreise in die USA 1990 bricht ihr künstlerisches Werk urplötzlich ab. 1993 kehrt sie nach Liechtenstein zurück, wo sie im Herbst 2000 im Alter von 63 Jahren stirbt.  

Komplexes êuvre

Das an Jahren zwar kurze, an Einflüssen und Ausdrucksformen aber ungewöhnlich reiche und äußerst komplexe êuvre bewegt sich scheinbar spielerisch zwischen Fluxus und Arte Povera, zwischen Objektkunst und Materialbild, zwischen Konzeptkunst und inszenierter Installation.

Dass es der Künstlerin mehr als ernst war, mit der Kunst und vor allem mit sich selbst, beweist ihre über die Jahre als Spurensicherung und an sich selbst betriebene Auseinandersetzung. Selbstbilder als ganz unmittelbare Polaroids, aber auch Collagen und Übermalungen zeugen davon. Auch thematisch war ihr Spektrum breit gefächert. Es reichte von den Dingen des Alltags und ihrem ganz besonderen Blick darauf zu den Fragen des Frauseins. Es erfasste den Materialismus ihrer Zeit in seiner ganzen Ambivalenz, in einer sehr direkten, aber auch zarten Bildsprache, oder betrieb, in einen gestrickten Kinderfäustling eingearbeitete, Vergangenheitsbewältigung.

Grenzgängerin

"Anne Marie Jehle verstand Kunst nicht als akademische Auseinandersetzung, für sie war der bewegte und vielleicht bewegende Prozess zwischen Innen und Außen entscheidend", so Peppi Hanser, der in der Rolle des Verwalters des Bild- und Werkmaterials von Jehle auch die Ausstellung in Batschuns kuratiert hat.

Diese so genannte "Kleine Retrospektive" vermag in ihrer enormen Viel- und Kleinteiligkeit und den environmentartigen Zusammenstellungen wohl einen vagen Eindruck davon vermitteln, wie sich die Situation in dem Haus der Künstlerin in Feldkirch- Tisis nach ihrem Tod dargestellt hat. Dokumentiert wird sie in den Fotoarbeiten von Nikolaus Walter. Klein kann im Bezug auf das Gesehene, ungemein faszinierende und berührende Werk aber nur das eine heißen; dass es sich bei dem Gezeigten um eine Auswahl handelt, die als solche gespannt macht auf mehr Entdeckungen.

Eine Ausstellung verschafft Einblick in das reichhaltige künstlerische Schaffen der Vorarlbergerin Anne Marie Jehle.

"Eine kleine Retrospektive" mit Arbeiten von Anne Marie Jehle ist im Bildungshaus Batschuns noch bis 20. Dezember sowie vom 3. bis 25. Jänner zu sehen, geöffnet Montag bis Samstag 8 bis 18 Uhr.




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