Bregenz
(VN-cd, ag) Ewig langes Warten am Airport in London
bis das Flugzeug endlich startet. Nach einer letztendlich
zwölfstündigen Reise kommen Gilbert & George dennoch entspannt
in Zürich an und beantworten während der Fahrt nach Bregenz gleich
die ersten Fragen: "Ja, die Welt hat sich in den letzten Jahren
wirklich verändert. Darum geht es ja in der Kunst."
Darum ist es Gilbert & George gegangen, seit sie
sich vor 35 Jahren zum Vierfüßler zusammengeschlossen haben und
schließlich zu einem der renommiertesten Künstlerduos überhaupt
geworden sind - immer die Menschen in ihrem sozialen Dilemma oder
das pseudomoralische Korsett im Auge.
"Früher, oder sagen wir vor gut 100 Jahren, wären wir für das,
was wir heute tun, im Knast gelandet. Die ganze westliche Kultur hat
sich verändert und wir spielen eine kleine Rolle in diesem Gefüge",
erläutern Gilbert & George ihre Arbeiten, die freilich
untrennbar mit dem Leben und damit mit den beiden Vornamen verbunden
sind.
Dass das Schild mit den beiden bürgerlichen Namen, das die
Fahrerin am Terminal hochhalten wollte, nicht gern gesehen wird, ist
nicht auf das Marketingkonzept zurückzuführen: "Wir sind Gilbert
& George - wer sonst?". Dass es auf dieser Welt immer noch
Gesellschaften und Kulturen gibt, wo sie das nicht sein können,
haben sie allerdings erst jüngst in Asien erfahren. In Bregenz sind
26 großformatige Arbeiten (Fotokompositionen) der letzten zwölf
Jahren zu sehen. Die besondere Architektur des Kunsthauses eignet
sich perfekt für diese freskenhafte Anordnung der Bilder mit ihrem
erzählerischen Inhalt, meint Direktor Eckhard Schneider. Im
Kunsthaus angekommen, sind schließlich auch Gilbert & George
begeistert: "Vom Licht her ist das super, vor allem weil die Wand
nicht weiß ist, die Bilder springen geradezu heraus."
Detail am Rande: Als Schneider sie "bekniete", konnten sie nicht
anders, sie mussten kommen . . .
Es gibt immer noch Gesellschaften und Kulturen, wo
wir nicht Gilbert & George sein können.
GILBERT & GEORGE
Wir glauben, dass wir als Künstler die Verantwortung für die
Welt mittragen.
GILBERT & GEORGE
Gilbert & George im Kunsthaus Bregenz: Sexualität lässt sich
nicht in Homosexualität und Heterosexualität aufteilen.
(Foto: Maurice Shourot)