VN Sa, 13.10.2001

Politik
Lokal
Sport
Markt
Kultur
Medien
Welt

Chronik
Notdienste
Wohin
Leserbriefe
TV
Motor
Gesundheit
Immobilien
Karriere
Reise
Feuilleton
Bücher
Wissen u.Technik
VN-Heimat

Anzeigen






Kultur 

Freie Sicht auf den See

Alexandra Wacker gestaltet die Billboards

VON ARIANE GRABHER

Bregenz (VN) Dem Bahnhof und der urbanen Verbauung an der Bregenzer Seestraße ist sie zum Opfer gefallen - die freie Sicht auf den See. Mit fünf Landschaftsbildern und "see sight" bespielt die in Wien lebende Künstlerin Alexandra Wacker die Billboards des Kunsthauses und gibt dem Vorbeifahrenden den Blick auf den See zumindest kurzfristig wieder frei.

Die klassischen Gattungen des Mediums Malerei bilden den Kernpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung von Alexandra Wacker. Menschen, Köpfe, Porträts, darunter häufig auch ihr eigenes, beschäftigen die 1958 in Bregenz geborene Künstlerin seit ihrer Studienzeit. Gelten ihr die psychisch aufgeladenen Porträts als Form von Daseinserkundung, so ermalt sie sich in den parallel dazu entstehenden Landschaften ihre Freiräume.

Vorgefertigte Bildwelten

Distanz und heruntergeschraubte Emotionen zwischen sich und dem Motiv schafft sie sich über fotografische Vorlagen, die als vorgefertigte Bildwelten einen ersten Schritt der Verfremdung darstellen. So diente auch für die aktuellen Landschaftsbilder nicht die Wirklichkeit, sondern ihre Erscheinung im Medium der Fotografie als Grundlage. Genauer: ein während einer Fahrt von Lindau nach Bregenz verknipster Film, der die Bregenzer Bucht zeigt.

Doch für "see sights", ihre erste Arbeit im öffentlichen Raum, geht die Künstlerin noch einen Schritt weiter. Die in Ölmalerei umgesetzten Bilder der fertigen Serie wurden für die Plakatwände wiederum abfotografiert, was nicht nur verschiedene Medien und Realitätsebenen miteinander konfrontiert, sondern auch eine völlig neue, autonome Arbeit entstehen lässt. Wacker: "Drei Realitäten treffen aufeinander: Die vorhandene Landschaft, die gemalte - also meine - und die Fotografie des gemalten Bildes. Die Überlagerungen schaffen Neu-Wahrnehmungen, machen sichtbar, was sonst als Alltägliches nicht mehr wahrgenommen wird, beziehungsweise durch urbane Verbauung nicht sichtbar ist." Dem Vielschichtigen der Arbeit entspricht der Titel "see sight", eine kleine, doppeldeutige Wortspielerei, die bewusst alle möglichen Deutungen von Aussicht bis Sightseeing impliziert, das Sehen zugleich aber auch in Frage stellt.

Bewegungsfluss

Während Alexandra Wacker die Billboards wieder in ihrer ursprünglichen Funktion als Ausstellungsfläche bespielt, läuft im Kunsthaus weiterhin die Präsentation mit Fotografien von Hiroshi Sugimoto. Und während in den kontemplativen Bildern des Japaners die Zeit gerinnt, rollt draußen an der Seestraße der Verkehr weiter. Den Bewegungsfluss der an den Plakatwänden vorbeifahrenden Autos parieren die ebenfalls in Bewegung aufgenommenen Landschaftsbilder von Alexandra Wacker, deren horizontale Schichtungen höchstens von einem aufragenden Baum durchbrochen werden, allerdings perfekt. Mit ihrer leichten Verwischtheit und in dieser Vergrößerung wirken die Arbeiten im Druck nicht nur sehr malerisch, es lassen sich darüber hinaus auch einzelne Berührungspunkte zu den Werken von Sugimoto ausmachen. Doch in ihren besten Momenten geraten die "see sights" einfach zu "sea sights", wenn sich für einen kurzen Augenblick Bild und Realität überlagern.

Arbeit aus der Serie "see sight" an der Bregenzer Bahnhofstraße.

Alexandra Wacker




Kultur 

Zum Seitenbeginn