Marilyn Manson als Maler auf Wienbesuch

29. June 2010, 12:32
  • Artikelbild: Marilyn Manson posiert vor seinem Gemälde "Elizabeth Short as Snow White, You're sure you will be comfortable?" - Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

    Marilyn Manson posiert vor seinem Gemälde "Elizabeth Short as Snow White, You're sure you will be comfortable?"


Ausstellung im "project space": Rocker präsentiert Aquarelle unter dem Titel "Die Genealogie des Schmerzes"

Wien - In seiner unbekannteren Rolle als bildender Künstler anstatt in der gewohnten Maske des "Schock-Rockers" ist Marilyn Manson am Montag in Wien empfangen worden. Rund 20 Aquarelle, darunter drei eigens für die Schau in der Kunsthallen-Dependance "project space" am Karlsplatz angefertigte Werke, werden bis 25. Juli unter dem Titel "Die Genealogie des Schmerzes" zu sehen sein. In Dialog gesetzt wurden die Arbeiten mit vier frühen Kurzfilmen von David Lynch, dessen Film "Blue Velvet" für Manson "eine große Inspiration" war.

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"David Lynch ist in seinem Herzen ein Künstler, der nur zufällig ein Regisseur ist", konstatierte Manson vor versammelter Presse. Für Kunsthallen-Direktor Gerald Matt, der die Schau gemeinsam mit Catherine Hug kuratiert und in Kooperation mit der Galerie Brigitte Schenk in Köln realisiert hat, steht Manson Lynch künstlerisch auch deutlich näher als etwa Egon Schiele oder Gottfried Helnwein: "Das sind unzureichende Analogien", so Matt, auch wenn Manson deren Einflüsse gar nicht abstreiten will: "Was ich an Schiele mag, ist die seltsame Schönheit, mit der er Sexualität darstellt."

Autodidakt

Manson besuchte keine Kunstschule, zu malen begann er während der Arbeit am Album "Mechanical Animals" (1998). Trotzdem will er die beiden künstlerischen Bereiche Musik und Kunst auf keinen Fall vermischen: "Das ist für mich etwas ganz Anderes", so der Künstler, "in meinen Bildern sage ich, was ich über die Menschen denke; das ist etwas, das ich in meinen Liedern nicht tue." Außerdem halte er die beiden Bereiche auch so gut wie möglich getrennt, um die Malerei nicht nur wie ein Hobby wirken zu lassen. Die Kunst sei mittlerweile sogar wichtiger für ihn als die Musik - und sie kommt auf den ersten Blick auch um einiges weicher daher.

Ein schlichtes "MM" in Bleistift in der rechten Ecke, sanfte Pastelltöne in weichen Aquarellzügen - und das Motiv ein abgemagerter Körper auf einem Bett, das Gesicht schmerzverzerrt, der Schädel offen, darunter eine Blutlacke. "Everyday it hurts to wake up" (2002) ist nur eines der ausgestellten Werke, die den Kontrast von sanfter Malerei mit harten Themen wie Schmerz, Selbstverstümmelung und Folter aufzeigen. "Ich versuche, Dinge auf die Art und Weise zu malen, in der ich träume", erklärt Manson die weichen Züge in seinen Werken.

"Existenzielle Twilight-Zone"

Der 41-Jährige, der sich als Musiker selbst zur Kunstfigur stilisiert hat, ist auch selber in einzelnen Bildern zu erkennen: So erinnert sein wohl bekanntestes Bild, "The men who eats his fingers" (2006), an einen bleichen, stark geschminkten, beinahe furchterregenden Manson. Überhaupt sind skelettartige Körperformen ebenso oft zu sehen wie Alien-artige Wesen mit überdimensional großem Kopf. Einen besonderen Fokus legt Manson auf die Augen: ob blutunterlaufen, ungleich groß, in Form schwarzer Löcher oder als leere, helle Höhlen, sie stechen in den Werken stets hervor.

Kunsthallen-Direktor Matt war von der Qualität der Werke "positiv überrascht", wie er gestand. Für ihn bewegt sich Mansons Malerei in einer "existenziellen Twilight-Zone". Drei Werke hat der US-Star extra für die Ausstellung angefertigt, zwei davon zeigen ein Herz in der Mitte des Bildes: einmal klein, verletzlich und rosa auf einer hellen, verspielt wirkenden Fläche, das andere Mal groß, dunkelrot und blutunterlaufen. "In jedem Liebesschmerz ist auch etwas Weiches vorhanden", schildert Manson den Hintergrund der noch unbenannten Werke. "Ich will es aber nicht genau definieren, jeder soll seine eigene Bedeutung daraus ziehen." (APA)


"Marilyn Manson und David Lynch - Genealogies of Pain", 30. Juni bis 25. Juli 2010, Kunsthalle Wien, project space am Karlsplatz, Treitlstraße 2, 1040 Wien, tgl 13-24 Uhr, So/Mo 13-19 Uhr

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24 Postings
corvus parvus
30.06.2010 10:49
interessant finde ich nur den gedankenausflug:

wie täten seine werke aussehen, wenn er selbst ein bisschen ......ein bisschen weniger nicht gar so unattraktiv wäre. (ja, rechnet nur nach, ob der satz so stimmt.)

30.06.2010 08:52

Die Reaktionen waren ja nicht sooo positiv.

30.06.2010 01:14
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traurig, dass sich die kunsthalle für so was hergibt

Queen of Sheba 
29.06.2010 22:43
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Ein Helnwein für Arme.

Ingrid Goeschl1
29.06.2010 20:42
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Verstümmelte Frauenleichen als Kunstobjekte?

Wenn ich mir vorstelle, jemand mir Nahestehender wäre Verbrechensopfer geworden, und dann macht irgendein Typ Geld damit, indem er ein Bild davon malt...

Sushi-Fraß Fresser
29.06.2010 20:58
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Und warum nicht? Was sagen Sie zur grauenhaften Kunst des Otto Dix? Ist das auch nach Ihrem Dafürhalten 'entartete Kunst'?

baby jane hudson
29.06.2010 22:22
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entartete kunst hat sie ja nicht gesagt

ich kann mich erinnern - mein gott da ging ich noch zur schule - da ist eine mutter zusammengebrochen, die ihr kind an einen sexualtäter verloren hat - weil sie ein gottfried helnwein bild gesehen hat - ich habs vor den augen - ich weiss nicht wie es heisst!

opfer können das zurecht nicht begreifen - aber so gesehen, hätte picasso malverbot - brecht schreibverbot und bob dylan singverbot!

marilyn manson ist ein marketing-ass! der malt heute vestümmelte frauenleichen und morgen ist er trauzeuge beim 100. jahrwort zwischen sharon und ozzy osborne!

das ist business - ich glaub das meint die ingrid!

29.06.2010 20:03
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welchen vogel hat jetzt der genau?

baby jane hudson
29.06.2010 19:55
ich weiss nicht ich weiss nicht

seine musik ist geschmacksache - seine videos sind grausig, wenn auch nur bedingt:

die kostüme von jean paul gaultier - das makeup von dior - die frisuren von was weiss ich wer jetzt in ist.

das schockiert nicht, das verkauft sich bestenfalls gut - dagegen waren drahdiwaberl seinerzeit "wüde hund".

was solls - er quält mich nicht - daher eine runde weiter :-)

Ich bin unschuldig, aber nicht ganz. 
29.06.2010 17:07
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Who the dings is "Schock..." ...?

WIE peinlich ist es langsam aber sicher, immer wieder in Musik- und Kunst den Begriff "Schock..." voranzusetzen?

WENN SCHON, DENN SCHON - sinnvolle, naheliegende Erweiterung dieses Schockzusatzes:

... so wie Schockpolitiker HC Strache oder Peter Westenthaler ...

... der Schockjournalist Christian Rainer ...
... der Schockkoch ...
... die Schockministerin M.F. ...
... der Schockkardinal A. Laun ...

Lets schock!

a grünes stricherl 
29.06.2010 18:45
Schockloch nicht vergessen!

29.06.2010 16:54
"...was ich über die Menschen denke; das ist etwas, das ich in meinen Liedern nicht tue"

Äh, wie bitte? Ich kenn mich jetzt nicht mit MM aus... aber wie wenn nicht eine Antihymne auf die Menschen ist dann bitte Beautiful People zu verstehen?! Was genau ist die Aussage in seinen Liedern?!

29.06.2010 16:47
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durchschnittlich wie seine musik...

homer simpson9 
29.06.2010 20:59
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mechanical und antichrist kann man nicht toppen

29.06.2010 21:07
stimmt (fast)

seine version von I put a spell on you is no besser.

bertie wooster
29.06.2010 15:06
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der direktor matt war also positiv ueberrascht. na da hat ja der kurator matt noch einmal glueck gehabt.

29.06.2010 14:10

Er ist zwar etwas sonderbar, ist aber als Musiker wirklich talentiert; und auf einer Show von ihm muss man auch gewesen sein.

GESTERN WAR HEUTE NOCH MORGEN
29.06.2010 20:02
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Seit Golden Age of Grotesque hat die Qualität IMHO massiv nachgelassen... schade eigentlich, Antichrist Superstar war z.B. ein wirklich beeindruckendes Album.

29.06.2010 12:41
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Sinnloses durchschaubares

Marketing künstlerischer Restlverwertung.
Manson ein Bürgerschreck? - der ist doch bürgerlich zum Quadrat!

Fred der Prophet
29.06.2010 19:21
er ist ein kinderschreck.

Beate Kreuzberg
29.06.2010 15:55
Mag sein

Und wer ist dann bitte ein Bürgerschreck?

29.06.2010 16:45
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Martin Humer

Zarathustra  
29.06.2010 14:30
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Stimmt. Hat offenbar den Sowjetstern bei seinen Shows vergessen zu präsentieren - dann würde er wohl ihren Ansprüchen genügen.

30.06.2010 10:46
Interessant

Ihrer Theorie nach sind also Gruftis die Antithese zum Kommunismus...

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