Salzburger Nachrichten am 28. Oktober 2006 - Bereich: Kultur
Feine Schule des Sehens "nothing is lighter than
light": Markus Raetz im Museum der Moderne
GUDRUN WEINZIERLSALZBURG (SN). Der junge Elvis, Marilyn Monroe, Donna
Summer, Man Rays Fotografie von Meret Oppenheim, Robert Walser, Marcel
Duchamps Selbstporträt als "Rrose Sélavy" - Fotomaterial ist für Markus
Raetz Ausgangspunkt für Bilder, denen er ihre dokumentarische Funktion
entzieht. Daraus lässt Raetz Arbeiten entstehen, die den verschiedensten
Kunstrichtungen wie Konzeptkunst, Pop Art, Surrealismus oder Kinetismus
angehören könnten. Im Salzburger Museum der Moderne auf dem Mönchsberg ist
dem Schweizer Künstler die gestern, Freitag, eröffnete Ausstellung
"nothing is lighter than light" gewidmet (bis 4. 2. 07). Perspektiven, Projektionen, Licht und Schatten, die aus der Druckgrafik
und der Fotografie bekannte Aufrasterung, Linien und Punkte: Um die aus
rund 40 Jahren stammenden Werke des Schweizers auch nur annähernd zu
erfassen, muss der Betrachter sich auf die vielfältigen Möglichkeiten der
Wahrnehmung einlassen. Da kann es einmal vonnöten sein, große Distanz zur
Bildfläche herzustellen und den Blick der Augen zu verschleiern, um aus
dem Gewirr bunter Punkte ein Porträt erkennen zu können. Markus Raetz leitet den Betrachter in eine feine und witzige Schule des
Sehens: Da scheint - je nach Blickwinkel - ein Kopf aufrecht auf einer
Stele montiert zu sein. Zwei Schritte weiter und die Skulptur ist gekippt,
wodurch der Kopf plötzlich Kopf steht. Der Wechsel der Perspektive macht aus geschwungenem Draht einen Mann
mit Hut, der doch eben noch die Silhouette eines Hasen darstellte: Joseph
Beuys und sein Hase sind faktisch eins. Raetz führt uns in eine Welt des staunenden Wahrnehmens, wobei er
oftmals thematisch einsetzt, was uns aus Medien, der Literatur oder der
Kunstgeschichte wohl bekannt ist. Was zufällig wirkt, dem Betrachter als
Spiel und Augenlust erscheint, unterliegt exakter Berechnung und präziser
Planung eines akribisch arbeitenden Künstlers.Info:
www.museumdermoderne.at |