OÖNachrichten
©OÖN
von
Silvia Nagl
TODESFALL:
Fritz Aigner, der "Rembrandt von Linz", ist gestorben
Fritz Aigner, der respektvoll als "Rembrandt von Linz" bezeichnete Zeichner und Maler, ist gestern 74-jährig gestorben.

Surreale Kompositionen in altmeisterlicher Technik, akribisch und opulent gefertigt, sind sein unvergleichlicher und faszinierender Stil. In seinen unzähligen Bildern hat er immer wieder ein Weltbild erschaffen, in dem menschliche Obsessionen und existenzielle Probleme in oft surreal verschlüsselten Metaphern umgesetzt werden. Aigners Bilder zu betrachten, bedeutet, einen riesigen Kosmos an Eigentümlichkeiten, Angstzuständen und Endzeitvision zu sehen. Immer wieder neue Aspekte und Details zu entdecken, die sich erst nach vielfacher Betrachtung zeigen.

Der am 13. Juli 1930 in Linz geborene Fritz Aigner musste zeitlebens damit fertig werden, als verkanntes Malgenie, als Malerfürst, eben als "Rembrandt von Linz" bezeichnet zu werden. Er, der wie ein Besessener Bild um Bild malte, hat selbst auch immer wieder auf diese Vergleiche Bezug genommen, hat sich selbst mit Zitaten von Rembrandt, auch von Arcimboldo oder Dali in Öl verewigt.

1947-1952 besuchte er die Akademie der bildenden Künste in Wien bei Sergius Pauser, 1952 erhielt er den Staatspreis der Akademie, (über)lebte danach als frei schaffender Künstler in Spanien, Irland, London und landete schließlich wieder in Linz, wo er 1969 Ehefrau Helga heiratete, mit der er drei Söhne - allesamt auch künstlerisch tätig - hat. Der internationale Durchbruch gelang ihm - im Gegensatz beispielsweise zu seinem Studienkollegen Ernst Fuchs - nicht. Dafür war er wohl zu ehrlich, und somit zu spröde für den so genannten Kunstmarkt. Materielle Güter waren ihm egal, seine Werke um viel Geld zu verkaufen, war seine Sache nicht. Wenn es wieder einmal aus finanziellen Gründen sein musste, dann verschenkte er eben Bilder für das sprichwörtliche Butterbrot.

Ein Künstler habe "Anrecht auf seine privaten Katastrophen, weil sie das Pfund sind, mit dem er wuchert", schreibt Heinz Dieckmann in dem wunderbaren Bildband über Fritz Aigner (Edition Cuturi). Man solle ihm "weder mit moralinsauren Ratschlägen zur Lebensführung noch mit läppischen Hinweisen auf seine Gesundheit kommen, die der Alkohol bekanntlich untergräbt". Denn "alles - nur kein Mitleid. Es ist besser, einen Freund zu begraben als ihn zu ändern."

OÖnachrichten vom 10.01.2005
 
   



© Wimmer Medien / OÖNachrichten
Alle Rechte vorbehalten.
Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf.
zurück