04.09.2002 22:49
Kulturhauptstadt Graz wird Popmetropole
Pilotprojekt "PPC" schafft professionelle Infrastruktur für boomende
Jugendszene
Graz - Im Dezember eröffnet in Graz auf dem "Theatro-Areal", dem
einstigen Standort einer Spinnerei im Bezirk Lend, das erste Zentrum für
Popkultur Österreichs. Unter dem Arbeitstitel "Project Pop Culture" (PPC) haben
sich Grazer Veranstalter, Labels sowie der Radiosender 97,9 FM zu einer
Gesellschaft mit beschränkter Haftung zusammengeschlossen, um ein Pilotprojekt
zu betreiben. Die Stadt Graz steckt 970.000 Euro in das PPC.
"Das
passiert alles genau zur richtigen Zeit, weil in der Stadt gerade total viel los
ist. Neue Labels entstehen, Festivals etablieren sich. Jetzt können wir
verhindern, dass diese jungen Leute gleich wieder nach Wien abwandern", so
Thomas Wolkinger, der in der Kulturhauptstadt Graz 2003 für den Bereich
Jugendkultur zuständig ist.
Graz 2003 wird das Programm des PPC im ersten
Jahr mit bestreiten. Ob aber das Land das Projekt unterstützen wird, das steht
noch in den Sternen. Sicher ist, dass Kulturlandesrat Gerhard Hirschmann (VP)
wiederholt betonte, die freie Szene mehr fördern zu wollen. "Dazu hätte er jetzt
Gelegenheit", meint PPC-Geschäftsführer Stefan Auer.
Über erschwingliche
Veranstaltungsorte hinaus soll vor allem eine professionelle Infrastruktur für
die gesamte Szene zu günstigsten Mieten geschaffen werden. Die Büros,
Aufnahmestudios und Proberäume werden nach Einschätzung von Auer sicher gestürmt
werden, denn: "Wer wird schon freiwillig für irgendein Kellerloch mehr bezahlen
als für einen gut ausgestatteten Proberaum?"
Neben seiner Funktion als
öffentliche Körperschaft soll sich das PPC aber durchaus auch zu einem
kommerziellen Unternehmen entwickeln können. Immerhin haben sich die so
genannten Creative Industries, also die Produzenten von Unterhaltung, weltweit
als wachsender Wirtschaftsfaktor positioniert.
Das "Project Pop Culture"
könnte sich also nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich für die Stadt
Graz auszahlen: Neben den beiden Klubs, die Anfang Dezember nach dem Ende der
ersten Ausbaustufe eröffnet werden, sollen in den nächsten zwei Jahren
Plattenläden, Boutiquen, ein Coffeeshop, in dem die Gäste selbst Vinylplatten
pressen können, und sogar ein trendiger Friseur in die bis dahin frei gewordenen
Räumlichkeiten einziehen. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe,
5.9.2002)